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30.06.2011

Im Schneckenhaus

Sommertage, an denen sich eine Glocke aus feuchter Hitze über die ganze Stadt legt, sind nichts für mich.
Ich mutiere zur Schnecke, ziehe mich ins Haus zurück, lasse die äusseren und inneren Rollläden hinunter und bin unleidig und nicht ansprechbar.
Erst wenn der Regen kommt und ein frischer Wind durch die Bäume bläst, strecke ich die Fühler wieder aus...


PS. Gestern Abend kam endlich der Regen!
Mit offenen Fühlern schickt und verteilt eine wie frischgeborene Hausfrau Hanna Grüsse in alle Himmelsrichtungen :-)

28.06.2011

Anständig essen...


Heute ist einer dieser schlimmen, schwülen Hochsommertage, an denen ich die Stadtwohnung sofort gegen ein Häuschen am Nordpol oder im hintersten Krachen auf dem Land eintauschen würde.
Von dort nämlich kam ich gestern Abend von einem langen Wochenende zurück.
Schön war es.
Ruhig war es.
Beschaulich war es.
Ich habe zwei Bücher gelesen. Eines davon war dieses hier:



Die Autorin Karin Duve beschreibt darin ihren Selbstversuch, ein Jahr lang die bevorzugten "Hähnchen-Grillpfannen" im Regal des Supermarkts stehen zu lassen und ihre Ess- und Lebensgewohnheiten komplett zu verändern.
In der ersten Phase kaufte sie nur biologische Produkte, was auch Fleisch beinhaltete.
Es folgte eine Zeit mit vegetarischem Essen. Danach testete sie die vegane und ganz am Ende dann die frutarische Lebensweise. Dabei setzte sie sich auch mit den dahinterstehenden Weltanschauungen und -sichten auseinander.
Lesenswert allemal. Auch wenn ich bei gewissen schonungslosen Schilderungen über Tierhaltung u.ä. in Versuchung geriet, schnell darüberhinweg zu lesen...
Und die vegane und die frutarische Lebensweise definitiv nichts sind für mich!




PS. Unter diesem grünen, schattenspendenden Lindendach war das Lesen besonders schön.
Und ehrlich, selbst der über dem Feuer gebratene Klöpfer vom Dorfmetzger hat geschmeckt :-)

25.06.2011

Prallvoll gefüllt...

Es gibt Leute, die leben ständig mit einer prallvollen Agenda. Dazwischen eingestreut sind kleine Zeitfenster, an denen sie zur Verfügung stehen für eine Tasse Kaffee. Oder so.
Das heisst im Klartext, es ist ziemlich schwierig, spontan etwas mit ihnen abzumachen.
Mitte März dieses Jahres nun erhielt ich von einer Bekannten eine Mail mit ihrer neuen Mailadresse.
Ich schrieb ihr zurück und machte diesen Vorschlag:
"Es wäre schön, dich nach all der langen Zeit wieder einmal zu sehen und zu treffen. Und das am liebsten bei einer Tasse Kaffee in der Stadt. Was meinst du?"

Ihre Antwort kam im Handkehrum. Es gehe ihr aus diesem, diesem, diesem und vor allem aus jenem Grund erst in den Sommerferien im Juli oder im August.

Ich antwortete kurz und knapp, jedoch nicht unfreundlich:
"Der Sommer ist zwar noch fern. Aber er kommt bestimmt!
Bis dahin wünsche ich dir viel Freude bei allen deinen Tätigkeiten,
und grüsse dich herzlich
Hausfrau Hanna."


PS. Dann habe ich mit Gabi abgemacht. Ihre Agenda hat genausoviele Leerstellen wie meine.
Wir haben übrigens Donnerstag, den 1.Dezember, eingeschrieben.
So!

24.06.2011

Flügge!


Sie sind flügge geworden, die kleinen Turmfalken!
Die Entwicklung vom hilflosen, weissen Federbällchen 
bis zum kräftigen Jungvogel war rasant.
Soeben sehe ich, dass einer der braungesprenkelten Vögel sich am Nestrand festkrallt.
Noch getraut er sich nicht abzuheben.
Aber es ist eine Frage der Zeit, bis er seinen ersten Flugversuch wagt...



23.06.2011

Paradiesisches Spezialprogramm!

Heute werde ich viel, sehr viel fernsehen. Nein, daran ist nicht das Wetter schuld.
Es ist für einmal wirklich das Fernsehprogramm, das lockt...
3Sat sendet  nämlich den ganzen Tag bis in die Nacht hinein ein Spezialprogramm über Skandinavien/Schweden: http://www.3sat.de/index.html
Kul :-))


Stockholm in der Umarmung von Ostsee und Mälarsee




21.06.2011

Von schniefenden Nasen zwischen zwei Haltestellen (19)

Etwas gab es, womit ich in Schweden nicht klar kam.
Und das war die Unsitte, immer und überall zu schnüffeln, zu schniefen und auszuspucken.
Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob es in ganz Schweden kein Taschentuch zu kaufen gäbe.
Ein besonders eindrückliches Erlebnis hatte ich auf einer der täglichen 'tunnelban'-Fahrten von meinem Stockholmer Vorort in die Gamla Stan.
Der Platz neben mir war noch frei.
Ein junger Mann stieg ein und besetzte ihn. Er breitete die Zeitung auf seinen Knien aus, hielt sie mit der einen Hand fest und begann zu lesen. Dann drückte er Zeige- und Mittelfinger der freien Hand zuerst an den einen Nasenflügel, dann an den andern. Er tat das bedächtig und mit grosser Selbstverständlichkeit. Es hatte nichts Provokatives, als er beide Male kräftig und geräuschvoll die verhockte Schleimmasse hochzog.
Für eine Weile war wieder Ruhe.
Bis zum nächsten Mal.
In regelmässigen Abständen nämlich wiederholte er seine Reinigungsprozedur.
Ich konnte nicht anders und begann genervt, fast schon zwanghaft, innerlich auf Schwedisch zu zählen: "17 ... 18... 19..."
Es war wieder soweit.


PS. Leider getraute ich mich nie, nach den Ursachen dieses weitverbreiteten Tuns zu fragen...
PPS. Und so weiss ich bis heute nicht, lag es am Essen? Am Wetter?
PPPS. Oder am übermässigen Snusen?

20.06.2011

Kunstspaziergang

Am Pfingstmontag gingen wir dem Fluss entlang.
Einige der Fischergalgen am Wasser waren bemalt mit bunten Flecken.
"Schade darum", sagte ich. "Wer kommt auf eine solche birnweiche Idee? Hätte man das doch Kinder machen lassen. Es wäre schöner und fantasievoller herausgekommen."

Heute lese ich in der Zeitung, dass die beklecksten Fischergalgen Bestandteil eines öffentlichen Spaziergangs waren, der sich 'Art Parcours' nannte.
Kunstwerke also...

18.06.2011

Meeresgenügsamkeit


"Du kannst das Meer nicht überqueren,
wenn du bloss ins Wasser starrst."


Stockholm vom Schiff aus


Es muss nicht das ganze Meer sein.
Von Insel zu Insel genügt auch. 
Der Blick wird weich und ruht im Blau des Wassers und des Himmels.
"Hemma är bäst", sagt man diesem Zustand in Schweden.


PS. "Zuhause ist es am schönsten", sagt Hausfrau Hanna und wünscht ein zufriedenes Wochenende.

17.06.2011

Wunscherfüllung


Gestern habe ich wieder einmal aufgeräumt. 
Mir ist es ein Rätsel, wie sich Schubladen im Laufe eines Jahres 
dermassen füllen können mit Papierkram.
Eine ausgerissene Notiz aus den 'Dagens Nyheter' vom Juni 2010 
lese ich nochmalsdurch und finde sie so bemerkenswert, 
dass sie hier verewigt werden soll.
Dann wird sie zerknüllt und entsorgt.
Die Schwedin Solveig Langenwolf feierte letztes Jahr ihren 79. Geburtstag.
Sie hatte drei Geschenkwünsche:
Einen Fallschirmsprung.
Eine Reitlektion.
Ein Tatoo.
Ob sie die beiden ersten Wünsche erfüllt bekam,
 ist mir nicht bekannt.
Das Tatoo jedenfalls, einen Bambus fressenden Panda, 
liess sie sich unterdessen auf das linke Schulterblatt stechen:
"Kroppen blir så ful när man blir gammal men nu är det något som är fint i alla fall".



PS. "Der Körper wird so hässlich, wenn man alt wird, aber das ist jetzt etwas, das auf jeden Fall schön ist",  sagt nicht etwa Hausfrau Hanna, das sagte Solveig ;-)  

15.06.2011

Korallenperlenkette


Ich leihe mir gern fremde Worte aus, wenn mir eigene Worte fehlen.
Zum Beispiel diese hier von Rose Ausländer:


"Ich lege die Korallen deiner Worte
mir um den Hals wie eine Perlenkette"





PS. Eine solche Kette würde ich um den Hals tragen bis ans Ende meiner Tage,
meint Hausfrau Hanna

14.06.2011

Schaukelringe und Schwedenleiter


'Die Kleine' hatte in der Schule das Thema 'Schule früher'.
Sie bat uns in einer Mail um Erinnerungen:

"Hattet ihr in der Schule auch Turnen? War das Turnen draussen? Was habt ihr da gemacht? Erzähle doch ein bisschen über die Schule früher."

Schule früher, das war damals, als alles noch anders war...
Und wir als Erstklässler in der Garderobe wieselflink die Turnschuhe aus Stoff anzogen und die Strassenkleider anbehielten. Ob wir deshalb gestunken haben? 
Ich glaube nicht, Kinder stinken nicht so schnell.
Dafür blieb uns mehr Zeit zum Turnen. Für Brennball, Kreisspiele und Stafetten. Für die heissgeliebten Schaukelringe, die unsere junge, hübsche Lehrerin von der Decke herunterliess. Zuerst jedoch ergriff immer sie die Ringe, nahm in ihren weissen Turnschuhen Anlauf und stiess sich ab. Schwang sich anmutig in ihrem Alltagskleid in die Luft. Und wir Siebenjährigen schauten zu voller Bewunderung und wussten, dass wir sie bald nachahmen durften.

Klassen später dann ein Fachlehrer, der das Turnen gab und ängstliche  Mädchen mit dem zynischen Spruch über die fast hallenhohe Schwedenleiter trieb:
"Die meisten Menschen sterben im Bett und gehen trotzdem jeden Abend wieder ins Bett. Und jetzt kletterst du hoch!"
Es gab kein Pardon und kein Aufmucken.
Mit zitternden Knien und unterdrückten Tränen schafften es alle. Und alle überlebten.


PS. Und soviel ich weiss, lebt auch der ehemalige Tyrann noch...










12.06.2011

Ein endgültiger Abschied


Nie in all den Jahren vermochte ich die riesiggrosse Hemmschwelle zu überwinden.
Gestern war alles anders.
Viele wollten hinein in die Räume einer der weltbesten und bekanntesten Galerien hier in der Altstadt: Die Galerie Beyeler. Und ich bewegte mich im Menschenstrom mit.

Der Galerist und  Kunstsammler Ernst Beyeler war vor gut einem Jahr gestorben.
Gestern Samstag waren die Türen und Räume seiner Galerie ein letztes Mal weit geöffnet.
Ein endgültiger Abschied.
Seine Privatsammlung wird an einer Auktion bei Christie's versteigert.

Im ersten Obergeschoss in einem der kleinen, niedrigen Räume hing ein Picasso:



Sauber und ordentlich neben jedem Werk eine Schätzung. 
Die Zahlen erzeugten im Kopf leichten Schwindel ...



Eines der teuersten Bilder war eine 'Tänzerin' von Paul Klee.
Sie wurde auf 2-3 Millionen geschätzt:




In einer Nische dann als Auflockerung ein echtes Blumenbukett:



Die Schwelle zu Herrn Beyelers Arbeitsraum durfte nicht überschritten werden. Einer dieser kahlrasierten, dunkelgekleideten Sicherheitsleute mit Knopf im Ohr bildete mit seinem Arm einen Riegel.
Afrikanische Skulpturen standen auf dem einfachen Holztisch, davor der 'Thron', Herrn Beyelers Sitzgelegenheit:



"Eine solche Küche hatte ich vor 50 Jahren", sagte eine Dame neben mir zu ihrer Begleitung.
Wo nur sah sie eine Küche? Ich hätte das, was sie als Küche bezeichnete, glatt übersehen, so unauffällig und winzig war sie. Auf einem guten Quadratmeter fand ein mindestens 50-jähriger Schüttstein Platz. Darüber ein Durchlauferhitzer. Daneben ein Schaft. Das war's auch schon.

Was mich am meisten bewegte, waren nicht die wertvollen Kunstobjekte. Es waren die aufgehobenen und materiell wertlosen Gegenstände, die im spärlichen Raum zwischen einem Innen- und einem Vorfenster Platz fanden:
Persönliche, emotionale Schätze. Briefbeschwerer aus Glas. Steine. Herzen. Fotos...



Und gleich daneben ein kleines, gerahmtes Bild - ein Frauenkopf von Picasso. 
Es hätte locker in meine Baumwollumhängetasche gepasst...



Fast hätte ich es vergessen: Es gab auch einen Apéro. Bescheiden auch er. Alles Andere hätte nicht gepasst. Rot- und Weisswein, den man sich einschenken lassen konnte. Daneben grosse Gläser mit roten Knöllchen. Beim genauer Hinschauen waren es sauber gerüstete Radieschen.
Im oberen Stock waren ein paar mit Käse gefüllte Blätterteigstangen übriggeblieben.
Ich ass zwei. 
Mehr hätte ich mich auch nicht getraut...




Zum Schluss noch ein letztes schönes Bild.



PS. Ich nenne es 'Pfingsthimmel'. Zur Erinnerung...




10.06.2011

Ohne Gessle keinen Sommer!

Den ganzen Winter haben sie gewartet.
Auf den Sommer. Auf die Wärme. Auf das Licht. Und auf den 'Allsång på Skansen'.

Seit das Programm für das populäre 'Jekami-Singfest' auf Skansen veröffentlicht worden ist, hat der Sommer in Schweden begonnen!
Oder beinahe begonnen.

PS. Denn zu einem richtigen, schwedischen Sommer gehört unbedingt der Gessle und sein Sommerkracher 'Sommartider, hej hej!'
findet Hausfrau Hanna ;)


09.06.2011

Gott ist die Liebe


"Gott ist die Liebe" sangen wir damals in der Sonntagsschule.
Den Text der Strophen verstanden wir wahrscheinlich nicht ganz.
Es war der Refrain, weshalb wir dieses Lied so lieb hatten.
Das repetitive 

"Drum sag ich noch einmal,
Gott ist die Liebe,
Gott ist die Liebe,
er liebt auch mich."


hatte etwas Suggestives. Und da wir ganz bei der Sache waren und mit Inbrunst sangen, gerieten wir bei jeder Wiederholung des "Drum sag ich noch einmal" mehr und mehr in einen Zustand kindlicher Seligkeit.
Nach 12 Strophen war leider Schluss...


PS. Später dann wurde von meinen Patenkindern daraus ein schmeichelhaftes "Lieb ist die Gotte!" :)

08.06.2011

Hochprozentiges!

Frau Asgodoms Buch 'Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot' war flott und munter geschrieben und las sich so leicht, dass es bereits wieder in der Ratgeberecke der städtischen Bibliothek steht.

Mir gefielen die bedenkenswerten Sätze der Bestsellerautorin zu den unzähligen, meist nutzlosen Diäten ebenso, wie ihre mutmachende Empfehlung, ab sofort das zu essen, was schmeckt und guttut.
Und das kann ruhig auch Schokolade sein.
Was ich übrigens schon lange sage und lebe...
Eine Aussage von Frau Asgodom machte mich hingegen stutzig.
Irgendwo schrieb sie nämlich, dass es dunkle Schokolade mit einem 90 (neunzig!) Prozent Kakaogehalt gäbe.
Das hörte sich doch reichlich übertrieben an. Ich konnte mir bei aller Fantasie nicht vorstellen, wer solch bitteres Zeug gern isst.
Gestern beim Einkaufen prüfte ich nun den Wahrheitsgehalt von Frau Asgodoms Aussage. Ich ging dafür extra in den Supermarkt und suchte mit den Augen das Schokoladeregal ab.
Ja! Frau Asgodom hatte richtig recherchiert. Es gab sie tatsächlich, diese hochprozentige Neunziger-Schokolade.
Ich nahm eine der Tafeln von Lindt in die Hand, drehte und wendete sie und las dann die folgende Essempfehlung. Wie es sich für kultivierte Feinschmecker gehört auf Französisch:
"Fermez les yeux et laissez parler vos sens!"

PS. Da ich meine Augen stets geöffnet halte beim Essen (und Geniessen), habe ich dann zwei Tafeln  Milchschokolade gekauft. Die mit den ganzen Haselnüssen aus dem Haus Villars,
schwärmt Hausfrau Hanna

07.06.2011

"Ich grüsse dich, schönstes Land der Erde..."


Gestern Abend war 'Hausfrau Hanna' tatsächlich an der schwedischen Nationalfeier.
Natürlich nicht in Schweden. Nur hier in der Stadt.

Schwedenblau gekleidet, in der einen Hand ein Glas Wein, in der andern ein appetitlich aufgespiesstes 'köttbulle'- Häppchen, machte ich ganz ordentliche Konversation.
Natürlich freute ich mich, wenn ich nette Komplimente hörte, um sie dann ganz bescheiden (=schwedische Tugend!) zu relativieren mit einem: "Nej! Jag pratar bara lite svenska."
"Nein, ich spreche nur ein bisschen Schwedisch."

Der schnellgesprochenen 6.Junirede konnte ich allerdings mehr schlecht als recht folgen.
Ich verstand jedoch, dass der Redner die aktuellen Peinlichkeiten des Königs mit dessen schweren Kindheit erklärte.
Männersolidarität...

Ganz zum Schluss dann, nachdem der Frauenchor drei schöne, schwedische Weisen gesungen hatte, sang man 'Du gamla, du fria, du fjällhöga Nord'.
Mir fiel auf, dass alle Schweden die Nationalhymne auswendig konnten.
Ich stand da mit dem Notenblatt, das mir meine Bekannte noch in die Hand gedrückt hatte.
Ein Mann stellte sich unauffällig neben mich, und gemeinsam sangen wir ab Blatt.
Auch er war Schweizer...




PS. Heute Morgen nun gab ich meinem Mann eine Kostprobe.
PPS. Ich sang beide Strophen und übersetzte stolz: "Ich grüsse dich, schönstes Land der Erde."
PPS. Mein Mann sagte nur: "Das meinen sie alle!"


06.06.2011

Goldblauer Nationaltag

Heute vor einem Jahr, es war einer dieser strahlendschönen Sommertage, bewegte ich mich im nationaltagfestlichen Getümmel durch die Altstadt Stockholms.
Zur Feier des Tages war für alle - Untertanen wie Touristen -  der Eintritt in gewisse Gemächer des königlichen Schlosses gratis. Eine lange Menschenschlange bildete sich im Untergeschoss vor den Kronjuwelen. Umsonst ist umsonst! Also reihte ich mich ebenfalls ein, was ich bald schon bereute:
Mitgegangen, mitgefangen! Ich musste, eingeklemmt  zwischen all den Menschen, mittippeln und fühlte mich bald schon seltsam unwohl in diesen muffigen, düsteren Räumen.
Nirgendwo ein Schimmer Tageslicht. Selbst den ausgestellten Insignien fehlte die Pracht und die Strahlkraft. Etwas irritiert betrachtete ich ein Krönchen, das einst ein Königinnenhaupt geziert hatte und konnte mir nicht vorstellen, wie das winzige Ding einer erwachsenen Frau gepasst haben sollte. Vielleicht hatte man früher kleinere Köpfe...

Das unverkrampfte Verhältnis der Schweden zu ihrer Fahne beeindruckte mich dafür umso mehr.
Wehten doch die goldblauen Tücher nicht nur am Nationaltag, sondern immer und allüberall im Wind und an den Masten. Die Mythen, die sich um deren Herkunft rankten, interessierten mich jedoch nur oberflächlich...

PS. Die einleuchtendste Erklärung ist ohnehin, dass auf der Fahne die goldene, nordische Sonne am strahlenden Himmel scheint. Oder über dem blauen Meer aufgeht...







04.06.2011

Begegnungsort

Heute verweilte ich den halben Nachmittag in der öffentlichen Bibliothek der Stadt.
Die Fülle der Bücher hatte etwas Berauschendes.
Zuerst sah ich mir beim Eingang die präsentierten Neuerscheinungen an.
Dann ging ich langsam von Regal zu Regal, zog einige der bündig eingereihten Bücher heraus und blätterte darin.
Gebrauchsspuren zeugten davon, dass sie rege benützt und gelesen worden waren.
Fingerabdrücke, Schokoladekleckse, ein totgequetschtes Mücklein, das zwischen den Seiten klebengeblieben war, Eselsohren und eine vergessene Ansichtskarte, die wahrscheinlich als Buchzeichen gedient hatte.

PS. Spannend wie das Leben, fand Hausfrau Hanna.
Und entschied sich schliesslich für 'Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot' von Sabine Asgodom und 'Zuviel Glück' von Alice Munro.

02.06.2011

Hausfrau Hannas Werbespruch


Da wird immer wieder gesagt, 
in der Stadt habe es zuwenig Grün und Natur.  
Grau, Blech, Asphalt und Beton dominiere.
Das stimmt so überhaupt nicht.
Ist man nämlich zu Fuss und im Schritttempo unterwegs, 
sieht man plötzlich überall Blühendes:



PS. Und so empfiehlt Hausfrau Hanna, am heutigen Auffahrtstag das Auto ruhen zu lassen...



01.06.2011

Säulenheilig

Immer, wenn ich mich wieder so direkt und unmissverständlich geäussert habe, wünsche ich mir, eine Säulenheilige zu sein. Oder eine Brunnenfigur.


PS.  Aber erst im nächsten Leben!