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30.12.2009

Der Messias

Dreimal schon habe ich den 'Messias'  - nein, nicht den von Händel - sondern den des englischen Autors Patrick Barlow gesehen: 1988 wurde die weihnächtliche Satire zum ersten Mal hier im Theater aufgeführt. 1992 wieder. Und jetzt, nach siebzehn Jahren, ist er mit den gleichen Hauptdarstellern André Jung  und Michael Wittenborn wieder im Programm. Nur die singende Frau Timm ist nicht mehr dieselbe. Sie wurde ausgetauscht,  frisch und faltenfrei besetzt mit einer bildhübschen, jungen Frau...
Das Stück nimmt vom ersten Satz an Fahrt auf. Ich lache mich kringelig. Nur kurz bin ich irritiert vom halblaut dahingesagten Satz meiner unbekannten Sitznachbarin: "Was isch denn do so wahnsinnig luschtig?"
Dann lasse ich mich wieder mitnehmen von der Aufführung. André Jung und Michael Wittenborn spielen die beiden arbeitslosen Schauspieler Theo und Bernhard, die sich an die Weihnachtsgeschichte wagen und mangels finanziellen Mitteln gleich alle Rollen selbst übernehmen:
Der Erzengel Gabriel, der brummige Zimmermann Josef, die frustrierte, weinerliche Hausfrau Maria, die velofahrende Hebamme, die Weisen aus dem Morgenland, Kamele und sogar Gott höchstpersönlich.
Barlows Stück ist auch nach über 20 Jahren umwerfend gut, voller Esprit, Sprachwitz und Humor, und die kleinen Einwürfe aus dem aktuellen politischen Geschehen sind ein genialer Streich der Regie. Und wie der Autor den Ursprung unserer christlichen Kultur mit den schwer erklärbaren Phänomenen und Wundern beleuchtet, ist zum Schreien komisch, jedoch nie pietätlos.
Ganz am Schluss dann, wenn Händels wuchtiges 'Halleluja' ab Kassette verklungen ist, tobt und klatscht das Publikum (auch meine kritische Nachbarin) und erhebt sich zu einer Standing Ovation und jubelt den drei Schauspielern zu:
Das Stück ist Kult. 
Weihnachts-Kult!
Am 28.Dezember war leider die letzte Vorstellung...

Michael Wittenborn ist Joseph; auf dem Leiterwägeli André Jung als hochschwangere Maria

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