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14.11.2016

Weder Rechtfertigung noch Erklärung...


Es war anfangs der 80er-Jahre: 1981 oder 1982.
Dank des Zeitschriftenabos 'Emanzipation'  (so etwas wie die Schweizer 'Emma') entdeckte ich Sylvia Plath.
Ich las einige ihrer Gedichte und ihren einzigen Roman 'Die Glasglocke'.
Über dreissig Jahre ist das her, und ich habe sie, die bewunderte Autorin, fast vergessen.
Bis ich kürzlich das neue Buch 'Du sagst es' der niederländischen Autorin Connie Palmen auf dem Büchertisch in der Bibliothek sah, es ihn die Hand nahm und den Anfang zu lesen begann.
Zuhause las ich es ganz.
Im Zentrum des Buches steht die Ehe des Künstler- und Schriftstellerpaares Sylvia Plath und Ted Hughes.
Connie Palmen schreibt konsequent aus der Sicht des Ehemannes, der nach dem Suizid seiner Frau mit Anklagen und Vorwürfen leben musste und sich öffentlich nie rechtfertigte oder erklärte.
"Never complain, never explain!" wie die Engländer sagen..

Ein spannendes Buch.
Ein Buch mit viel Schmerz.
Ein Buch, das mir immer noch im 'Magen' liegt...



PS. Beim Lesen habe ich immer wieder vergessen, dass es eigentlich Ted Hughes ist, der spricht und nicht Connie Palmen.

(...) S.102      "Alles, was man nicht wahrhaben will und verdrängt, jeder Konflikt, der geleugnet und nicht offen angesprochen wird - in einer Kultur ebenso wie im Leben jedes Einzelnen - sucht sich ein Ventil und kehrt sich schliesslich in teuflischer Verkleidung gegen das Leben, gewaltsam und vernichtend."

Connie Palmen, 1955, niederländische Autorin,
aus 'Du sagst es'

6 Kommentare:

  1. Das Zitat bestätigt, dass ein Immerzuschweigen nichts Gutes ist. Manche Menschen können nicht anders, nehmen diese irrwitzigen Traumata mit ins Grab, so geschehen nicht nur in meiner Familie!
    Danke für Ihre eigenwillige Buchbesprechung. Ich schätze das!
    Gruß von Sonja

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  2. Ihre Betroffenheit kann ich gut nachvollziehen, liebe Hausfrau Hanna.
    So etwas geht einem wirklich unter die Haut.
    Selber kenne ich das Buch von Connie Palmen nicht. Allerdings stimmt es nicht ganz, dass sich Ted Hughes nie öffentlich äusserte und rechtfertigte. Ich besitze von ihm den Gedichtband "Birthday Letters", der 1998 in London herauskam und seit 2000 als deutschsprachige Taschenbuchausgabe vorliegt. (Piper Verlag München) Da heisst es im Buchbeschrieb: "Nach 35 Jahren brach der grosse britische Dichter Ted Hughes sein Schweigen über die Ehe mit Sylvia Plath in einem poetischen Befreiungsschlag. Narrativ im Stil und voller bewegender poetischer Bilder schildert der Gedichtzyklus jede Wendung dieser grossen Liebe bis zu ihrem tragischen Ende. Ted Hughes' ergreifendes Zeugnis einer verlorenen Liebe gilt weltweit als literarische Sensation."
    Wie auch immer: Wahrscheinlich sind beide Bücher wichtig und helfen ein wenig beim Versuch, diese Tragödie zu begreifen.

    Mit lieben Grüssen,
    Frau Quer

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  3. Gern geschehen,
    liebe Frau S.,
    da ich keine Buchrezensionen schreiben kann (ich finde das etwas vom Anspruchsvollsten und Schwierigsten), tönen die Zeilen wohl etwas eigenwillig...
    Das Nichtreden über Probleme und nicht Ansprechen von Konflikten ist tatsächlich überall, in allen Familien und Gruppierungen zu finden.


    Herzlichen Gruss flussabwärts
    Hausfrau Hanna

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  4. Danke für Ihre Ergänzung,
    liebe Frau Quer,
    Sie haben natürlich recht!
    Connie Palmen hat sich beim Schreiben des Romans übrigens auf Ted Hughes 'Birthday Letters' (die einige Monate vor seinem Tod veröffentlicht worden sind) abgestützt.
    Was er jedoch nie gemacht hat, ist eine öffentliche Rechtfertigung gegenüber Vorwürfen und Anfeindungen aus Kreisen von Feministinnen usw.
    Das hat mich beeindruckt.

    Herzlichen Gruss in den Dienstag
    Hausfrau Hanna





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  5. Das Buch, genau das, geht zur Zeit dieses Grauhimmels für mich auf keinen Fall zu lesen! Da beeltere ich mich schon selbst und gucke nach Büchern, die mehr unterhalten, mit möglichst springlebendigen Worten geschrieben sind und meine Fantansien in schrullig-feine Wallungen bringen!
    Gruß von einer Vielleserin

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  6. das verstehe ich gut,
    liebe Vielleserin S.,
    dass Sie Connie Palmens Buch derzeit nicht lesen wollen.
    Es ist ein intensives Buch, das mich sehr mitgenommen hat.
    Und so etwas geht nicht immer...
    Ich habe mir übrigens Sylvia Plaths 'Glasglocke' bestellt und werde den Roman nach weit über dreissig Jahren nochmals lesen...
    Schaun wir mal, wie er jetzt auf mich wirkt!

    Herzlichen Gruss
    auch von einer Vielleserin ;)

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