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10 November 2009
Vor 250 Jahren!
Goethe hat sich mir nie erschlossen. Ich weiss auch genau, warum:
Der Grund war unsere Deutschlehrerin. Sie lebte eine platonische Liebe mit Goethe.
Und weil er ihr heilig war, war sie beseelt davon, ihn uns nahe zu bringen.
Das versuchte sie über Wochen, die mir ewig vorkamen. Ich wurde nicht durchlässig für seine mystischen, naturhaften, tiefseelischen Gedichte.
Das Gegenteil war der Fall.
Ich zog mich zurück, und mein pragmatisches Ego machte dicht und verschloss sich. Endgültig verkachelte es die Deutschlehrerin mit einer LP, auf der 'Gretchen am Spinnrad' aus dem Urfaust zu hören war. Käthe Gold sprach das Gretchen. Nun, ich erinnere mich nicht an jedes Detail. Es ist zu lange her.
Aber an die peinlichen Gefühle schon, die in mir entstanden: "Mein Busen drängt sich nach ihm hin" - wohin nur sollte ich bei solchen Worten schauen? Auf die Lehrerin? Die sass da am Pult, vor uns, mit Tränen in den Augen. Und ich versank innerlich in meiner Scham.
Ganz anders Schiller.
Schiller mochte ich. 'Wilhelm Tell' und die 'Räuber' frass ich. Satz für Satz. Freiheitsliebe, Ungestümheit, Rebellion und analytisches Denken entsprachen mir. Für Schiller brannte ich. Und so lernte ich 'Die Kraniche des Ibikus' Satz für Satz auswendig und schindete damit eine gute Deutschnote heraus.
Übrigens: Schiller wurde genau heute vor 250 Jahren geboren.
Ich wünsche allen eine lesefreudige Woche!
Hausfrau Hanna
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Ah, der Schiller.
AntwortenLöschenIch habe heute Morgen in der Schillerstadt Marbach gelesen, aus Anlass zu seinem 250. Geburtstag (oder ging es um einen Todestag). Gestern Abend stand ich vor seinem Gebursthaus und dachte: WOW, hier ist der mal langegangen.
Zu Goethe: Ich mag seinen Werther.
PS: SUPER, dass es einen Hausfrau Hanna Blog gibt :-)
Nun ja. Goethe hat einige sehr humorvolle Gedichte geschrieben. Schiller?
AntwortenLöschenWilhelm Tell blieb da eher unfreiwillig:
"Er spürt, das er ins Freudenhaus gekommen." "Kommt her, die Mutter will euch laben" sind die Kernsätze aus dem letzten Akt, die uns damals im Gumminasium sehr amüsiert haben...
@Alice:
AntwortenLöschenDa bleibt mir der Mund offen: Du bist tatsächlich am 250. Geburtstag vor Schillers Geburtshaus gestanden!
@ theomix: Nun, was meinst du zu diesen Zitaten aus dem Wilhelm Tell:
"Was Hände bauten, können Hände stürzen"
oder
"Verbunden werden auch die Schwachen mächtig"
Ich gebe zu, deine beiden ausgewählten Zitate sind unfreiwillig komisch. Dass solches einem Hochbegabten wie Schiller passierte, finde ich tröstlich ;-)
Liebe Hausfrau Hanna, nehmen Sie unbedingt den Sockel auf dem Herr von Goethe steht unter seinen Füssen weg. Vergessen Sie diese Lehrerin und versetzen Sie sich in von Goethes Lebenszeit zurück: Er tat nichts anderes als das zu schreiben, was wir heute Trivialliteratur nennen.
AntwortenLöschenWillkommen Vivienne Vernier in meinem Blog und danke für Ihren Kommentar!
AntwortenLöschenIch lasse dem Goethe den Sockel unter seinen Füssen, der steht ihm zu. Und vielleicht erschliesst er sich mir, wenn ich seine Gedichte heute mit freiem Blick lese, ganz neu :-)