Gestern im halbleeren Tram.
Ein Mann mit grauem Mehrtagebart und
einer grauen Wollmütze auf dem Kopf steigt ein.
Er trägt keine Schutzmaske.
"Haben Sie etwa keine Maske bei sich?" frage ich ihn.
"Meine kaputt!" antwortet er fröhlich.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schnell und leicht
die Bändel abreissen können beim Nesteln und Umbinden.
Deshalb habe ich immer einige Reservemasken bei mir.
Ob er eine von mir wolle, frage ich den Mann.
Er strahlt mich verschmitzt an und nickt.
Ich nehme den kleinen Plastikbeutel aus dem Rucksack,
ergreife mit spitzem Zeigefinger und Daumen einen der weissen Bändel
und strecke die schwebende Maske dem Mann hin.
Er bindet sie sich sofort um, wenn auch falsch.
Ich zeige und erkläre ihm, wie es sein muss.
Als seine Maske sitzt, strecken wir beide den rechten Daumen hoch.
An einer der nächsten Haltestellen steige ich aus.
Erst jetzt und leider viel zu spät kommt mir in den Sinn,
dass ich dem Mann mit den pfiffigen Augen
die ganze Maskenreserve hätte geben können...