Januarende

OPEN YOUR MIND

    Es ist erstaunlich, 

    welch eine Wirkung ein einziger Sonnenstrahl 

    in der Seele des Menschen hervorzubringen vermag.

    Fjodor Dostojewski

    (gelesen im Diogenes-Abreisskalender 2023)

Heute verabschiedet sich der Januar.

Er tut das nicht bloss mit einem einzigen Sonnenstrahl.

Sondern mit ganz vielen.

Und in einem Vorgarten im Quartier blüht bereits der Feuerbusch...

Zwischen zwei Haltestellen (156)

Als ich in der vergangenen Woche 

an der Haltestelle im Quartier aufs Tram warte,

blicke ich gebannt in das leuchtende Gesicht eines Mannes.

Er ist ganz in pures Weiss gekleidet.

Der Bart und die im Nacken zusammengeknoteten Haare

sind ebenfalls weiss.

Die Hände hat er über sein Herz gelegt.

Und er scheint mit sich selbst zu sprechen:

"Geld kommt auf wundersame Weise zu mir"

Mein Blick löst sich vom Mann und wandert nach rechts... 

Und ich bin auf einen Schlag aller Illusionen beraubt ;)

Verloren gegangen...

 Manchmal staune ich beim winterlichen Unterwegssein

über die vielen Dinge, die verloren...

... oder vergessen gegangen sind.

Und die niemand zu vermissen scheint...

PS.

Der schlichte Abschluss 

zum heutigen Blogbeitrag -

ein kleines Haiku...

Hausfrau Hanna

Auch Kunst!

Wir  besassen damals keinen Fernseher.

Fernsehen, so unsere Mutter, sei weder förderlich noch gut für Kinder.

Musik hingegen schon. 

Anfangs der 60er-Jahre bekamen wir einen Plattenspieler geschenkt.

Einen Lenco.

Dazu ein paar kleine 45er-Schallplatten,

 die man beidseitig auflegen und abspielen konnte.

Die grosse Schwester durfte bereits Party machen mit den Freundinnen.
Der Teppich in der Stube wurde aufgerollt und zur Seite gelegt.

Auf dem blank gebohnerten Parkett begann das Twisten.

Die Twistkönigin hiess Ingrid.

Sie tanzte grossartig,

konnte den Rücken beinahe bis zum Boden hinunterdrücken.

Mich wollten die grossen Mädchen nicht dabeihaben. 

Ich hätte nur gestört. 

Demonstrativ schlossen sie die Türe und sperrten mich aus. 

Das Schlüsselloch ging dabei vergessen. 

Das war mein Glück. 

Ich schaute durch die kleine Öffnung und bekam genug mit, 

um das Twisten ebenfalls zu lernen...

Hier der Twist, der damals als Kind mein absoluter Favorit war:

PS. Was wohl aus der kleinen Elisabeth von damals geworden ist...

PS. zum gestrigen Blogbeitrag

 

     Wir haben die Kunst, damit wir nicht 

     an der Wahrheit zugrunde gehen.

     Friedrich Nietzsche

     (gelesen im Diogenes-Abreisskalender 2023)

Nietzsches Zitat trifft ins Zentrum.

So wie gute Kunst ebenfalls das Innerste trifft.

Und berührt, fesselt, neugierig macht,  

vielleicht sogar die eigene Sicht verändert.

Zum Abschluss nochmals drei Bilder aus der 

 Duane Hanson-Ausstellung in der Fondation Beyeler.

PS. Müsste ich eine Museums-Hitparade erstellen, wäre auf dem 1.Platz...

... die Fondation Beyeler! :)

Nachhaltiger Eindruck

Museen sind Orte, die ich gern besuche.

Ob hier in der Stadt.

In Stockholm.

Oder damals in Amsterdam und Wien.

Es gibt Ausstellungen, die immer noch nachklingen.

Und das, obwohl seither Jahre vergangen sind. 

Jenny Holzer und ihre Aphorismen,

die sie in Steintische gemeisselt hat:

"Everyone's work is equally important".

Thomas Schüttes Skulpturen.

Oder Gerhard Richter, der gesagt hat:
"Alle Farben zusammengemischt ergibt Grau."

Einen bleibenden Eindruck wird auch 

die kürzlich gesehene Ausstellung von Duane Hanson

und seinen lebensechten Figuren hinterlassen...

PS. Nur einer der beiden Museumshandwerker war echt!
PPS. Bloss welcher? ;)

Fehlende Ideen...

    Der Wirtschaft haben gerade die Ideen gefehlt -

    dafür Geistesleben vor allem  nötig.

    Rudolf Steiner
    Eintrag ins Notizbuch, vermutlich 21.Juni 1919

Auch mir fehlen im Moment etwas die sprühenden Ideen.

Und auch das Geistesleben ist eher träge und nicht rege...

PS. Ich werde heute wieder einmal dem Rhein entlang gehen und schauen, was passiert.

PPS. Allen hier Vorbeikommenden wünsche ich ein gutes Unterwegssein an diesem Wochenende.

Zeit der Ruhe

    Ich bin süchtig nach Stille und Privatsphäre;

    ich schwelge darin.

    Valerie Wilson Wesley, 1947, US-amerikanische Schriftstellerin

    (gelesen im Diogenes-Abreisskalender 2023)

Süchtig bin ich zwar nicht. 

Aber das Bedürfnis nach Ruhe und Daheimsein 

kenne ich im Moment auch...

 

PS. Das Bild habe ich an einer Ausstellung in der Fondation Beyeler im Dezember 2022 gemacht. 

PPS. Es zeigt eine sitzende, in sich ruhende, lebenswirkliche Figur des amerikanischen Künstlers und Bildhauers Duane Hanson (1925 -1996).

Den Himmel auf die Erde holen

Ein tief berührender Film.

Ein Film, der nachwirkt.

Leonard Cohen (1934 -2016)

holte mit seinem Song 'Hallelujah' den Himmel herunter auf die Erde...

Schaufensterkönigin

 In einem kleinen Goldschmiedeatelier in der Innenstadt 

steht immer dieselbe Frauenbüste im Schaufenster.

Gehe ich vorbei, schaue ich jeweils, wie ihr Hals geschmückt ist.  

Die Krone trug sie nur einen Tag lang -

am vergangenen Freitag, den 6.Januar!

So. Nun ist aber definitiv Schluss mit 'gekrönten Häuptern'.

Ich weiss nicht, warum das Thema die vergangenen Tage so viel Raum einnahm.

Emil war schuld ;) 

Die Könige sind angekommen

Am vergangenen Samstag.

Die Türe zum grossen Innenraum des Doms öffnete sich...

... ohne dass ich eine Hand rühren musste.

Um sich dann ganz langsam...

...  hinter mir wieder zu schliessen.

Der Innenraum bot ihnen ein Zuhause...

PS. ... und mir einen Moment des Verweilens und  Staunens.

Nicht die rachsüchtige Königin...

...der Nacht, die in der Höllenarie die höchsten Töne trifft.

Nicht die bildhübsche, demütige Pamina.

Und auch nicht der edle Prinz Tamino, 

der so untadelig alle gefährlichen Prüfungen und 

männlichen Einweihungsrituale besteht:

Mein Liebling in Mozarts Zauberflöte ist Papageno,
der fröhliche und sich manchmal auch

durchs Leben schwindelnde Vogelfänger. 

Und singt er dazu noch auf Schwedisch

"En fågelfångare som jag" 

dann bin ich einfach nur hin und weg:

PS. 1975 drehte der berühmte schwedische Regisseur

 Ingmar Bergman (1918 - 2007)

eine charmante, warmherzige und bezaubernde Filmversion:

'Trollflöjten' - was wortwörtlich übersetzt 'Die Zauberflöte' heisst.

Ich erinnere mich, dass ich zusammen  mit einer Freundin

 im Kino Scala (das es schon lange nicht mehr gibt)

den Opernfilm anschaute und 

dass wir beide hell begeistert waren... 

Katzenkönigin!

Vorgestern am Dreikönigstag.

Ich kam aus der Stadt ins Quartier zurück.

Unbeweglich und mit gespitzten Ohren sass sie da.

Etwas zog sie in den Bann, schien sie wie zu fesseln.  

Eine Stadtmaus? Eine Stadttaube? Ein Stadtkater?

Was es war, erschloss sich mir nicht.

Obwohl ich Abstand hielt, 

fand sie mich wohl sehr aufdringlich.

Ihr Blick schien mich zu fragen,

was ich hier eigentlich wolle...  

Sie wartete meine Antwort nicht ab.

Sondern bewegte sich geschmeidig 

durch die engen Zaunstäbe und stolzierte an mir vorbei.

Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen...

PS. Eine Katzenkönigin! 

Der vierte König

Gestern am Dreikönigstag passierte es mir tatsächlich,

dass ich vor lauter 'No-Waste', Tannenbäumen und Eseln vergass,

 dass Emil seinen 90.Geburtstag feierte.

Erst als ich am Nachmittag in der Stadtbibliothek einen Tisch entdeckte

(mit Büchern, CD's und Videos zum Ausleihen)

erinnerte ich mich...

PS. 

Emil, du hast uns damals, als wir sehr jung waren, das Lachen geschenkt.

Zuerst am Radio. 

Später dann auch live im Theater Fauteuil und im Zirkus Knie.

Du warst auch in unserem Nachbarland Deutschland erfolgreich -
die Deutschen kannten und liebten dich ebenfalls.

Vielleicht deshalb, weil ihnen plötzlich bewusst wurde,

dass wir hier in der Schweiz Humor hatten... ;)

Nachhaltig

Vor Weihnachten...

Nach Weihnachten...

Der 'No-Waste' - Gedanke wird auch im Zolli umgesetzt.

Den Eseln schmeckte es :)

Stilleorte - stille Orte

   

    Ruhe, Stille, Sofa und 

    eine Tasse Tee geht über alles.

    Theodor Fontane

    (gelesen heute im Diogenes-Abreisskalender 2023)

Er fand seinen Stille-Essplatz hoch über dem Rhein -

auf einem Rondell aus Stein...

Es muss nicht stets ein Sofa sein.

Es tut's auch der Treppentritt am Rhein...

Das alte Jahr 2022 lassen...

    Das neue Jahr sieht mich freundlich an,

    und ich lasse das alte mit seinem Sonnenschein 

    und Wolken ruhig hinter mir.

    Johann Wolfgang Goethe, 

    aus einem Brief an Johann Kaspar Lavater, Ende Dezember 1783

Sehr laut war er.

Der Ausklang vom alten ins neue Jahr.

Um Mitternacht standen wir auf dem Balkon.

Um das neue Jahr zu begrüssen und 

den Nachbarn gegenüber zuzuwinken.

Die Klänge der Kirchenglocken gingen beinahe unter 

im Krachen der unzähligen Feuerwerkskörper.

Dann plötzlich ein Moment, der anders war!
Am Himmel erschienen viele kleine, leuchtende Punkte,

die still vorbeizogen und bald schon wieder erloschen.
Papierballons, die wohl jemand hochsteigen liess,

um einen Kontrapunkt zu setzen 

zum Lauten, Lärmenden dieser Nacht...