Über Mittag an einer Supermarktkasse nahe beim Bahnhof.
Vor mir in der Warteschlange ein grossgewachsener Mann.
Mit der einen Hand legt er seine Sachen aufs Laufband, mit der andern drückt er das iPhone ans Ohr.
Schon beginne ich mich innerlich zu nerven über dieses "allüberallununterbrochenständige Natelgetröte, dem man ungewollt zuhören muss."
Nur, dieser Mann spricht ganz leise. In einem kultivierten Hochdeutsch.
Jetzt werde ich aufmerksam und betrachte den Mann genauer.
Dunkler Anzug, helllila Kravatte und zurückgekämmte, schwarze Haare mit einem exakt gezogenen Seitenscheitel. An der Schläfe bemerke ich erste weisse Haare.
Der Mann, ich schätze ihn auf anfangs vierzig, sieht sehr attraktiv aus.
Ich vermute, dass er in der nahegelegenen Bank im höheren Kader arbeitet. Und Mittagspause hat.
Etwas stutzig macht mich einzig, was vor ihm auf dem Band liegt:
Eine Büchse Red Bull und eine Cola zero.
Dazu ein in Cellophan verpacktes weisses Brötchen.
Wahrscheinlich sein Lunch.
Dann schaue ich in seine Augen. Sie sind klein und geschwollen, sehen rotgeädert und müde aus.
Einen Moment lang durchflutet mich eine kleine Welle des Mitgefühls.
Dann bin ich an der Reihe.