Gestern Sonntagmorgen um halb neun Uhr.
Es regnet in Strömen. Dennoch ist der Regiozug vollbesetzt.
Eine Männergruppe beansprucht viel Platz, leiblich und atmosphärisch. Was bedeutet, es ist sehr, sehr laut.
Ich seufze, versorge die extra gekaufte Sonntagszeitung wieder in der Tasche und höre der Unterhaltung zu.
Einer der Männer scheint der Entertainer der Gruppe zu sein. Er gibt am Laufmeter Anekdoten zum besten.
Zwei davon kann ich behalten. Hier die erste:
"Jetzt ist ja wieder die Saison, wo man überall (hier kommt eine Aufzählung verschiedener Fressbeizen) Schlachtplatten mit Blut- und Leberwürsten, Sauerkraut und Lederapfelschnitzli bekommt. Also ich gehe jede Woche einmal 'Metzgete' essen. Man will ja nicht gesund sterben. Ha, ha, ha!"
Wer weiterlesen mag, hier die zweite Geschichte:
"Als ich noch arbeitete, ging ich immer in dieselbe Beiz im Oristal. Da gab es einen Tisch extra für die Gestörten des 'Hasenbühls' (eine psychiatrische Klinik, Anm. Hausfrau Hanna). Einmal stand mitten auf dem Tisch eine brennende Kerze. Ich sagte zur Beizerin, die könne sie von mir aus ruhig auslöschen, da ich nicht rauche. Die Beizerin sagte darauf, dass die Kerze für einen der gestörten Gäste brenne, der am Tag vorher gestorben sei."
PS. Vielleicht lag es auch einfach am tristen Novemberwetter. Aber mir kam es vor, als ob das Thema Sterben und Tod doch ziemlich präsent war beim lustigen, sprücheklopfenden Mitreisenden.