Bahnhofsplatz am Samstagnachmittag.
Ich steige um ins Tram 1, das eine Wartepause macht.
An der Anzeigetafel sehe ich, dass ich mich nicht beeilen muss und noch genügend Zeit habe bis zur Abfahrt und steige mit den schweren Einkaufstaschen und dem im Arm eingeklemmten Regenschirm ein.
Der Wagen ist halbleer.
Plötzlich ertönt hinter mir eine unwirsche, nicht ganz kontrollierte Stimme:
"Fahr ändlig ab, gopfer...! Äs blinkt, gopfer...! Mach scho, gopfer...!"
Ich drehe mich verdutzt um und sehe einen jüngeren Mann, der zusammengesunken und mit geschlossenen Augen dasitzt. Wie er das Blinken der Anzeigentafel sehen konnte, ist mir ein Rätsel.
Der Tramführer steigt ein und will abfahren.
Genau in dem Moment hetzt ein Paar mit Rollgepäck auf die bereits geschlossene Tramtüre zu.
Wie von der Tarantel gestochen springt der 'Ausrufer' hinter mir hoch und drückt den Öffnungsknopf der Türe. Er lässt den Finger so lange dort, bis das schwer atmende Paar mit seinen drei Rollkoffern im Innern ist.
Dann lässt er sich wieder lethargisch auf seinen Sitz fallen.
Im gleichen Moment, als ich denke: "Ein Danke wäre eigentlich angebracht", höre ich den 'Ausrufer' grummeln:
"Mä chönnt au danke säge!"
Doch das Paar denkt nicht daran. Oder versteht sein Schweizerdeutsch nicht.
"Der Mann dort hat Ihnen die ganze Zeit die Türe aufgedrückt, damit Sie noch einsteigen konnten", übernehme ich. In gepflegtem Hochdeutsch.
Und das zeigt Wirkung. Der Mann streckt anerkennend seinen Daumen hoch und bedankt sich beim hilfsbereiten 'Ausrufer'.
Ein Lächeln der Genugtuung erscheint auf dessen Gesicht.
Dann versinkt er wieder in seiner Welt.