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30 Januar 2015

Zwischen zwei Haltestellen (71)


Im Tram am späten Nachmittag.
Am Bahnhof steigen viele Leute ein. Die meisten müssen stehen.
Eine alte Frau winkt ihrem alten Mann, der aufrecht wie ein Leuchtturm an einer gepolsterten Rücklehne steht.
Er ignoriert sie.
Sie ruft ihm nochmals zu, er solle sich doch setzen. Und zeigt auf den einzigen, freien Sitz neben ihr, der zum Herunterklappen ist.
Der Mann scheint sie wieder nicht gehört zu haben, denn er reagiert nicht auf ihr fürsorgliches Angebot. Plötzlich jedoch, ohne seine Frau anzuschauen, sagt er mit einer seltsam hohen und laut hörbaren Stimme: "Ich bin ein alter Mann. Und s i e  macht mich immer noch älter!"

Alle, die mithören, verziehen das Gesicht zu einem lautlosen Lachen.
Auch seine Frau.

6 Kommentare:

  1. Schmunzel
    Mundwinkelverzieh
    Grins
    Kicher
    Lächel

    Herrlich!

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  2. Da tun sich Abgründe in der Kommunikation auf!

    Schön geschildert haben Sie diesen für mich eher beklemmenden Vorfall, liebe Hausfrau Hanna!

    Lieben Gruss,
    Frau Quer

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  3. HalloHausfrauHAnna
    da weiss ich bigoscht nit, soll ich jetzt lachen oder weinen. Vielleicht ist lachen das bessere Mittel gegen das Unwohle in der Hals- und Herzgegend.
    Gruss vom Pesche

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  4. Etwas gewundert hat mich allerdings,
    liebe Frau Flohnmobil,
    dass auch die Frau mit einem lachenden Gesicht reagiert hat...
    Ja. Jah. Jahrzehntelange Übung steckt da wohl dahinter...

    Herzlich Hausfrau Hanna


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  5. Es war nicht so beklemmend,
    liebe Frau Quer,
    eher hatte ich den Eindruck,
    dass der Mann seine Unabhängigkeit bewahren bzw. demonstrieren wollte gegen die etwas überfürsorgliche Art seiner Frau.
    Gut sechzig Jahre Ehe lassen Rollen starr werden...

    Herzlich Hausfrau Hanna

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  6. Etwas unwohl war mir eigentlich nur deshalb,
    lieber Pesche,
    weil das Tram manchmal zu einem plötzlichen Stopp gezwungen wird.
    Was böse Folgen gehabt hätte für den weit über achtzigjährigen Mann, der sich nirgends festhielt.
    Und partout nicht sitzen wollte...

    Herzlich Hausfrau Hanna

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