Knapp vor Mittag in der kleinen Bank im vierten Stock des Kaufhauses in der Innenstadt.
Ich muss etwas Kleines erledigen. Nur einer der beiden Schalter ist geöffnet. Der Kunde vor mir wird bedient.
Das dauert.
Und ich warte.
Der Kunde, er spricht Deutsch mit einem italienischen Akzent, scheint alle Zeit der Welt zu haben.
Zuerst will er von der Schalterangestellten den aktuellen Eurokurs wissen.
Als er ihn hört, er steht auf 1.18, kratzt er sich leicht verzweifelt am Kopf und findet ihn sehr tief. Dann ist er sich nicht schlüssig, wieviel er von seinen Schweizerfranken wechseln will:
250? 300? 400? 500? 550? Oder doch weniger?
Das dauert.
Und ich warte.
Denn die Schalterfrau tippt gefasst jeden Beitrag im Computer ein, gibt den Eurokurs genauso gefasst weiter an den Kunden, der wiederum eine neue Zahl nennt...
Das dauert.
Und ich warte.
Ich spüre ein Gramseln im Innern.
Eine junge Mitarbeiterin erbarmt sich meiner und öffnet für mich den zweiten Schalter.
Als ich fertig bedient bin und mich umdrehe, schaue ich in die zwei braunen, vergnügten Augen des ebenfalls zum Weggehen bereiten Kunden.
Ich kann mich nicht bremsen und spreche ihn an: "Das war ja eine komplizierte Angelegenheit vorhin."
Der Mann nimmt mir das nicht übel. Im Gegenteil, er erklärt mir bereitwillig sein strategisches Vorgehen: "Der Kurs hier ist schlecht, deshalb frage ich so viel. An der Grenze ist der Wechselkurs besser."
"Und warum gehen Sie dann nicht an die Grenze?" will ich wissen.
"An der Grenze ist erst um 14.00 Uhr offen."
Dafür habe ich Verständnis. Und dann bekomme ich noch diesen Tipp mit auf den Weg:
"Muss man wissen. Gibt nämlich zwei, drei Franken mehr!"
PS. Wir verabschieden uns herzlich, und beinahe hätte ich ihm noch anerkennend auf die Schulter geklopft.
PPS. Denn ein solch sparsamer oder 'husliger' Mann (wie wir auf Schweizerdeutsch sagen) ist heutzutage eine Rarität...