Ein paar Tage vor unserer Abreise nach Worpswede suchte ich im Internet die
Homepage des Paula Modersohn-Hauses. Zu meiner grossen Enttäuschung war es genau in der Zeit unseres Aufenthaltes geschlossen. Die Hauptsaison mit den täglichen Öffnungszeiten begann erst am 1.April.
Was tun?
Ich schrieb eine Mail.
Schrieb darin von meinem grossen Wunsch, einmal das Haus und die Bilder einer meiner Lieblingsmalerinnen sehen zu dürfen. Ich rechnete nicht mit einer Antwort.
Doch einen Tag später bekam ich diese Mail:
Hallo
Gerne öffnen wir für Sie am Donnerstag um 16.00 Uhr. Ich hoffe, der Termin ist für Sie in Ordnung.
Bitte um kurze Bestätigung.
Mit freundlichen Grüssen
Wer bekommt schon die Gelegenheit, Bilder und Räume einer Künstlerin allein anschauen zu dürfen?
Frau Kaufmann, die zusammen mit ihrem Mann anfangs der 90er-Jahre das ehemalige Wohnhaus der Modersohns gekauft, saniert und um einen Anbau erweitert hatte, empfing uns pünktlich.
Dann überliess sie uns die Räume.
Zum Schluss trafen wir uns nochmals.
Sie erzählte uns mit Verve von Paula Modersohn:
Von ihrer grossen Hingabe ans Malen.
Von der unglücklichen Ehe mit Otto Modersohn, von dem sie sich scheiden lassen wollte und dann doch blieb.
Von ihren Parisaufenthalten.
Von den Künstlerfreunden, die sie, die Frau, nicht beachteten.
Von der tiefen Freundschaft mit der Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff.
Und von ihrer Tochter Tille, die nach dem Tod der Mutter die ersten vier Lebensjahre bei einer Tante in Basel lebte...
PS. Ganz zum Schluss griff Frau Kaufmann nach einem gerahmten Kunstdruck und erzählte dazu eine Anekdote, in der Rilke eine Rolle spielte.
PPS. Ich durfte ein Bild machen.
PPPS. Mit ihrer Einwilligung selbstverständlich...