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03 April 2019

Worpsweder Impressionen: Der Friedhof


Ich gehe gern auf Friedhöfe.
Weil sie Orte der Ruhe und Einkehr sind und
einen Einblick geben in die Traditionen und Kultur einer Gemeinschaft.
Lese ich die Namen und Lebensdaten auf den Grabsteinen entstehen Geschichten.
In Worpswede von Familien, die Kück, Tietjen oder Gerdes heissen.
Oder Modersohn-Becker...

Eine ganze Weile stehe ich an Paulas Grab mit der grossen Frauenskulptur 
und dem sitzenden Kleinkind.
Jemand vor mir hat eine rote Tulpe hingelegt. 
Auch auf der schlichten Bodenplatte mit der Inschrift
Tille Modersohn, 1907 - 1998, liegt eine Tulpe:
 

 Tille (Mathilde) war Paula Modersohns Tochter.
Sie war drei Wochen alt, als ihre Mutter starb.


(...)
Paula Modersohn-Becker, einundreissig Jahre alt, setzt sich in einen Lehnstuhl, lässt sich Tochter Mathilde - Tille - in die Arme legen, freut sich riesig und meint: "Nun ist es fast so schön wie Weihnachten." (...)
Plötzlich will sie einen Fuss hochlegen. Einige schwere Atemzüge. Paula Modersohn-Becker sagt leise: "Wie schade". Und stirbt. Eine Embolie, die einen Herzschlag ausgelöst hat,

Barbara Beuys, 1943, deutsche Historikerin und Journalistin
aus 'Paula Modersohn-Becker oder: Wenn die Kunst das Leben ist' 
Carl Hanser Verlag München 2007





8 Kommentare:

  1. Berührend und schön sind diese Zeilen und die Fotos.
    Ich werde jetzt auch für eine stille Minute hier verweilen...
    Seien Sie herzlich gegrüsst, liebe Hausfrau Hanna.

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  2. Gerade lief auf arte der Film "Paula", der dieses Leben erzählt:
    Dabei erfuhr ich, dass Paula Modersohn-Becker die erste Frau in der Kunstgeschichte ist, der ein eigenes Museum gebaut wurde.
    Schöne Impressionen!

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  3. das geht mir ans herz, es so beschrieben zu lesen. ich sah den film, es war anders. der stille friedhof, jetzt, außerhalb der saison, deine fotos. es rührt mich sehr an. danke dafür. und ich folge dir gern weiter durch Worpswede.
    herzliche grüße
    Sylvia

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  4. Oh, das geht nahe, sehr nahe, das mit dem Fuß hochlegen wollen, dann das Ende...
    Und dass ihre Tochter doch so lange lebte, irgendwie dachte ich, sie wäre auch bald nach ihrer Mutter gestorben. Weiß man etwas über ihr Leben?
    Nachtgruß von Sonja

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  5. So,
    liebe Frau Quer,
    ging es mir oft in Worpswede:
    Ich wurde still, schaute, staunte.
    So viele (auch landschaftliche) Eindrücke...

    Herzliche Grüsse durch den Frühlingsschneefall
    Hausfrau Hanna

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  6. Den Film,
    liebe Petra,
    habe ich auch geschaut. Im Hotelzimmer.
    Und schlief ein...
    Die lange Reise forderte ihren Tribut ;)


    Lieben Gruss nach München
    Hausfrau Hanna

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  7. Das,
    liebe Sylvia,
    was ich vom Spielfilm mitbekommen (!) habe, entsprach wohl nicht der realen Paula Modersohn-Becker.
    Barbara Beuys' Biografie, aus der ich den Schluss abgeschrieben habe, berührt in der Tat!

    Lieben Gruss an den Maschsee
    Hausfrau Hanna

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  8. Tille,
    liebe Sonja,
    (das habe ich von der Museumsbesitzerin erfahren)
    hat die ersten vier Jahre ihres Lebens in Basel (!) gelebt. Bei ihrer Tante, einer Schwester von Paula Modersohn.

    Schneegruss aus Basel
    Hausfrau Hanna



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