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12 Februar 2010
Zwischen zwei Haltestellen (7)
Ich sitze im Tram, das Richtung Bahnhof fährt. Eine Mutter mit einem knapp zweijährigen Buben steigt zu. Den Kinderwagen, in dem warm eingemummt ein Baby schläft, stellt sie resolut quer zur Sitzbank. Dann legt sie den Buben auf die Sitzbank, bettet sein Köpfchen in ihren Schoss, und es beginnt:
"Du bist müde, gäll. Hast du Durst? Willst du Teeli?"
"Schoppen!"
"Den Schoppen habe ich nicht bei mir, der wartet zuhause auf dich."
Nun beginnt der Kleine, der vorher zwar müde, aber sonst ganz friedlich war, zu quengeln.
"Hast du Hunger? Willst du etwas essen? Willst du eine Banane?"
"Schoppen!", heult der Kleine.
Die Mutter erklärt ihm nochmals, wo sich der Schoppen befindet und drückt ihm dann ein Fläschchen mit Tee in den Mund. Der Bub dreht den Kopf weg und verweigert.
"Mein armes Schätzchen, jetzt kannst du nicht mal die Fahrt geniessen, so müde bist du."
Auf dem Sitz hat sich eine Wasserlache gebildet. Es ist der Schnee, der sich in der Wärme von den Kinderstiefeln gelöst hat. Die Mutter nimmt ein Nuscheli aus dem Kinderwagen und wischt die Lache auf. Unterdessen ist der Kleine am Einnicken.
"Mutterliebe", denke ich beim Aufstehen und schicke einen letzten Blick auf das kleine, friedliche, private Universum.
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