Heute Nachmittag treffe ich zufällig eine Kursteilnehmerin an, die mit mir hier in der Stadt Schwedisch für Anfänger besucht hat.
Laute Freude, grosses Hallo, herzliche Umarmung.
Da es ungemütlich und stechend heiss ist auf dem sonnenbeschienenen Trottoir, verziehen wir uns in eine nahe Gartenbeiz.
Sie erzählt mir von ihren drei Wochen Urlaub in Südafrika, die sie verbunden hat mit dem Besuch der Fussball-WM: Alle drei Spiele der Schweizer Nationalmannschaft hat sie live miterlebt.
Als ich höre, wieviel ein Eintritt gekostet hat, finde ich die Leistung der Schweizer noch dürftiger und jämmerlicher.
Ich erzähle von meinem zweimonatigen Aufenthalt in Stockholm, laufe dabei verbal zur Höchstform auf.
Meine Stimme muss begeistert und laut geklungen haben.
Mit leichtem Erschrecken bemerken wir plötzlich, wie spät es geworden ist. Wir haben die Zeit vollständig vergessen. Als die Serviceangestellte den Betrag einkassiert hat, kommt sie nochmals zurück:
"Habe ich richtig gehört, dass ihr von Schweden gesprochen habt? Ich bin Schwedin!"
"Nej", juble ich, "det är inte sant!" (das ist nicht wahr!).
Die Bedienung lacht, findet es "jättekul" - und schon sind wir in einer kleinen, schwedischen Unterhaltung.
Natürlich nimmt es mich Wunder, woher sie kommt und was sie hier macht.
Nun, Klara lebt seit vielen Jahren in der Schweiz, spricht perfekt Berndeutsch, studiert hier in der Stadt und arbeitet den Sommer über im Gastgewerbe.
Ausserdem stammt sie aus Göteborg.
Ähm, ja. Stockholmer und Göteborger können es anscheinend nicht so gut miteinander. Ausserdem finden die Göteborger die Bewohner der Hauptstadt eingebildet.
Göteborg kenne ich nur oberflächlich, da halte ich mich zurück.
Aber Stockholm, Stockholm kenne ich:
"Ich liebe Stockholm" ("jag älskar Stockholm"), sage ich zu Klara, "genauso wie im Lied."
Da beginnt Klara spontan zu singen.
Ich falle ein.
Und dann singen wir zusammen in der Gartenbeiz "Stockholm in meinem Herzen".
PS. Zumindest den Refrain... ;)
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