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19 Oktober 2010

Rhetorische Begabung


Das enge Tal, in dem ich aufwuchs, 
war bekannt für seine Anziehungskraft auf Sekten und Freikirchen. 
Diese nisteten sich in den kleinen Dörfern ein 
und blieben haften wie Nissen im Kinderhaarschopf.
Ein Zeuge Jehovas aus der Nachbarschaft klingelte hin und wieder 
auf seiner abendlichen Missionierungstour an unserer Haustüre.
Mutter entfernte sich diskret in die Küche.
Vater hingegen getraute sich nie, "nein" zu sagen 
und bat den Mann herein in die gute Stube.
Der legte zuerst einen 'Wachtturm' und ein 'Erwachet' auf den Tisch, 
bevor er von Jehova und dem rechten Leben zu erzählen begann.
Vater war ein höflicher Zuhörer.
Nur wenn der Abend zu lang wurde, wehrte sich Vater gegen das unaufhörlich dahinplätschernde Schwatzen mit der ihm eigenen, sanften Verweigerung.
Er stützte den Kopf in die Hand.
Und schlief ein...



4 Kommentare:

  1. *lach*

    Das müsste selbst einen Zeugen Jehovas verstummen lassen. Respekt!

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  2. Hausfrau Hanna21.10.2010, 09:09:00

    Liebe Anhora,
    gerät ein Zeuge J. in Fahrt, lässt er sich auch von einem eingenickten Gegenüber nicht aufhalten. Vater jedoch überstand die verbalen Bearbeitungen erfrischt und gestärkt mit dem Spruch "Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf" ... ;-)

    Herzlich grüsst dich
    Hausfrau Hanna

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  3. Ich bin ja in Wuppertal aufgewachsen. Auch dort tummeln und tummelten sich die Freikirchen und Sekten. Vermutlich befördern enge Täler mangels Aussicht das Grübeln - oder das Sehen in den Himmel, um es poetisch zu sagen...

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  4. Hausfrau Hanna22.10.2010, 08:53:00

    Vielleicht wohne ich deshalb am breiten Fluss und mag die Offenheit des Meeres,
    lieber theomix,
    um das im engen Tal mitvererbte Grübeln in der endlos scheinenden Weite des Himmels aufzulösen...

    Herzliche Grüsse
    Hausfrau Hanna

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