Bereits beim Warten an der Tramhaltestelle komme ich gestern ins Gespräch mit einer temperamentvollen, dunkelhaarigen Frau, die Deutsch spricht mit einem spanischen Akzent.
Wir setzen uns im Tram gegenüber.
Plötzlich kramt sie in ihrer grossen Handtasche und zieht einen Zettel hervor:
"Das hier habe ich heute Morgen gelesen, und es hat mir so viel Kraft gegeben. Lesen Sie es doch auch!"
Ich muss zuerst die Lesebrille aufsetzen. Dann sehe ich, dass auf dem Kalenderblatt ein Bibelspruch steht.
Hebräer. Neues Testament.
Ich lese etwas über 'Gottes Wort, das wie ein zweischneidiges Schwert ist', verstehe jedoch die tiefere Bedeutung nicht nach nur einmaligem, schnellen Lesen. Das deute ich auch vorsichtig an.
Meine Trambekanntschaft nimmt mir das nicht übel.
Im Gegenteil. Sie strahlt mich an und richtet den ausgestreckten Arm mit der geöffneten Hand nach oben: "Sehen Sie, jeden Morgen bekomme ich Mitteilungen von ihm. Gott spricht mit mir."
Ohne dass ich es will, entwischt mir ein aufmüpfig tönendes "Sind Sie sicher, dass sich Gott da oben befindet? Er könnte ja auch von da unten sprechen."
Leider bleibt keine Zeit für eine Antwort. Die Frau steigt nämlich aus. Wir winken uns zu.
Und irgendwie bin ich plötzlich ganz fröhlich gestimmt.
PS. Die gute Laune hielt übrigens noch lange an. Vielleicht ist doch mehr dran an diesen Kalenderzetteln mit Mitteilungen von Ihm...
Man könnte sie beneiden...
AntwortenLöschenJa, sie ist beneidenswert! Vielleicht auch nur durch ihre Ausstrahlung!
AntwortenLöschenUnd ja, liebe Hausfrau Hanna, beim frisch-fröhlich-frei-Spruch fehlte gestern das fromm. Irgendwie passt es heute besser dazu. :-)
Liebe Morgengrüsse,
Brigitte
Man könnte tatsächlich neidisch werden,
AntwortenLöschenliebe Frau Wildgans,
auch ich verwende den Konjunktiv...
Herzlich Hausfrau Hanna
'Fromm' passt in der Tat zu dieser aus Kolumbien stammenden Frau,
AntwortenLöschenliebe Frau Quer,
und wenn es mit soviel Frohsinn und Heiterkeit gelebt wird, ist das beeindruckend.
Herzlich Hausfrau Hanna