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09 Dezember 2009
Ablöscher!
Da liess ich mich tatsächlich vom Äusseren verleiten, dieses Taschenbuch zu kaufen:
Auf dem Cover ein niedlicher Rauhaardackel im Schnee, auf der Rückseite das Versprechen, pro Seite mindestens einmal zu lachen, und die Idee, die Geschichte wie einen Adventskalender in 24 Kapitel zu packen, fand ich ebenfalls hübsch.
Also nichts wie los ins vorweihnächtliche Lesevergnügen!
Ich fasse mich kurz: Ich musste nicht lachen. Nie. Kein einziges Mal. Ich ärgerte mich über die schludrige Sprache, die bemüht witzige Art des Formulierens, die plumpen Doppeldeutigkeiten in den Klammern.
Lesebeispiel (S.30) gefällig?
(...) Die fette Sissi war acht Jahre alt und mindestens dreimal dicker als ein Mädchen, von dem man gemeinhin sagen würde, es sei dick. Ihr Gesicht bestand aus fünf übereinandergewölbten Schichten reinen Schweinefetts. Ihre Augen waren im Speck vesunken und sahen nur noch das Notwendigste: Essen. Ihr Mund war ein (vermutlich mit Sonnenblumenöl gefülltes) Schlauchboot. An den Mundrändern klebten Reste gut gelagerter Eierspeisen. Aus dem Inneren roch es ungefähr nach einem Gemisch aus Leberwurst mit Zwiebelsenf und Hering mit Knoblauch. Genau konnte es keiner sagen, niemand wagte sich nah genug an die fette Sissi heran.
PS. Ich quälte mich bis zum Kapitel '6.Dezember' und bis zur Seite 40 durch, weil ich wollte, dass es besser wurde.
PPS. Und weil ich einfach nicht glauben konnte, dass ein für den Deutschen Buchpreis nominierter Autor so schreibt...
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Also lustig ist das sicher nicht. Es manifestiert vielmehr ein Bild, an das einige fortan vermutlich immer denken werden, sobald sie eine übergewichtige Person gegenüber haben...
AntwortenLöschenIch bin vermutlich berufsgeschädigter Weihnachtsfeierer und misstraue Weihnachtsbüchern. Vor allem, wenn sie heiter sein sollen. Einzige Ausnahme war vor Jahren das "Weihnachtsahsserbuch". Da sagt der Titel schon, was einen erwartet. Und diese Erwartung wird auch erfüllt.
AntwortenLöschen@Titus und theomix
AntwortenLöschenwahrscheinlich bin ich ein humorloser Mensch... oder verstehe solchen Humor nicht... oder will ihn nicht verstehen... oder finde ihn schlicht und einfach daneben :-(
Dass der Autor (und Schurnalist) Daniel Glattauer solche Sprachausrutscher und Sauglattismen produziert, ist Eines, dass er jedoch gelobt wird von der Presse, ist für mich völlig unverständlich!
@theomix
"Weihnachtsahsserbuch" verstehe ich nicht -auch nach mehrmaligem Lesen und mir Mühe geben nicht :-)
Als politisch korrekter Blogger würde ich dazu sagen: Diskriminierend. Doch der Kulturschickeria gefällt's halt.
AntwortenLöschen@Bodeständig
AntwortenLöscheneigentlich habe ich dieses Beispiel nur ausgewählt, weil mir ein so lächerlich gemachtes, unter der Gürtellinie beschriebenes achtjähriges Mädchen leid tut. Das wäre mir übrigens genau so ergangen bei einem Knaben. Es gibt Sprache, die ertrage ich einfach nicht.Ich könnte jetzt noch ein weiteres Beispiel abschreiben - lasse es aber bleiben.
Aber ich könnte dir ja das Buch schenken...
Einen schönen Tag noch
Hausfrau Hanna
Da sieht man mal, wie stark der Kaufentscheid von Buchdeckeltext und Coverdesign abhängig sein kann.
AntwortenLöschenÜber Humor lässt sich nicht streiten, über schlechten Geschmack schon! Diese Textpassage ist eindeutig dem letzteren zuzuschreiben.
O-Ton Daniel Glattauer: "Mein erster Roman ist also eine Liebesgeschichte geworden. Nicht gerade Weltliteratur, aber das Buch liest sich recht flott und flüssig und man kann lachen, wann immer man will. Wenn Sie mögen, was ich sonst so schreibe, dann wird Ihnen der Weihnachtshund gefallen."
Heisst im Umkehrschluss für dich, du brauchst die anderen gar nicht erst zu lesen. ;-)
Obwohl bei Amazon die enttäuschten Leser die beiden Bücher "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" dann wieder gut fanden.
@bobsmile
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar und den Link zum Schreiber Glattauer (nomen est omen...), dessen O-Ton doch sehr frisch und von sich überzeugt daherkommt. Genauso muss es tönen heutzutage, damit man seine Bücher verkauft! An Dumme wie mich ;-)
Einen guten Abend wünsche ich dir
Hausfrau Hanna
"Weihnachtshasserbuch."
AntwortenLöschenich tipp immer schnell und baue gerne Verdreher ein.
@theomix
AntwortenLöschenWeihnachtshasserbuch!!! Da wäre ich von alleine nicht drauf gekommen:
Danke für deine Korrektur!
Herzlich
Hausfrau Hanna
@ Hausfrau Hanna
AntwortenLöschenWas das Loben anbelangt: Ich habe da schon etwas resigniert, solche Lobeshymnen überhaupt zu hinterfragen. Ich habe ja eh keine Ahnung von Literatur, Mode, Architektur, Musik und alle anderen Künste, also habe ich gefälligst den Latz zu halten - in den Augen der «professionellen» Kritiker.
Wenn man dann den Einwand erhebt, dass doch künstlerische Werke vor allem dann erfolgreich sind, wenn sie bei einer breiten Masse ankommen, wird einem über den Mund gefahren von wegen Kunst erhebe nicht den Anspruch, allen gleichermassen zu gefallen.
Doch genau diesen Anspruch erhebe ich, zumindest dann, wenn mir ein künstlerisches Werk unveränderlich vor die Nase gesetzt wird (z. B. ein Bau) und ich es anschauen MUSS...
@Titus
AntwortenLöschenIch bin ja manchmal sehr überzeugt von mir und meinem guten Geschmack in Sachen Kunst ;-)
Und wenn ein Autor für den Deutschen Buchpreis nominiert wird (allerdings für ein anderes Buch, als das von mir gekaufte), schraube ich meine Leseansprüche und -erwartungen hinauf!
Ich wünsche dir einen guten Start in eine Woche mit viel Lese- und Kunstgenuss
Hausfrau Hanna