Dennoch.
Drei Tage vor Weihnachten wage ich es, von einem 'Engel' zu
erzählen:
Sie begegnete mir im Klinikalltag der geschlossenen
Abteilung einer Psychiatrie. Ihr Äusseres - das hübsche, sanfte Gesicht,
die blonden Haare und auch die weisse Berufskleidung - hätte gut zu einem
Engel gepasst. Selbst ihr Name klang engelshaft. Und für mich bekam
sie die Bedeutung eines Engels, weil ich ohne ihre Hilfe und
Unterstützung den Zugang zur Welt der Verrückten und Weggeschlossenen
nicht gefunden hätte.
Am Anfang erschien mir die Situation wie ein Alptraum.
Der Lärm und das Gewirr der vielen unbekannten Menschen, ihr ununterbrochenes Geschlurfe und Hin- und Hergehen im endlosen Gang, das Angestarrtwerden, der stechende Geruch nach Körperausscheidungen. Ich hätte aufgegeben und wäre weggeblieben, weil ich diese Welt nicht ertrug. Und damit hätte ich die Beziehung zu einem nahestehenden Menschen, der dort die letzten Lebensmonate verbrachte, verloren.
Zwei Momente sind es, die mir in klarer Erinnerung bleiben werden.
Mit der Zeit und über die Monate kannte ich alle Menschen auf der Abteilung, und sie wuchsen mir ans Herz. Und manchmal, wenn ich mich nach einem Besuch wieder in der Aussenwelt befand und dort auf den Zug wartete, war ich mir für einen Moment unsicher, ob ich in der Welt der Verrückten oder der Normalen war.
Als der mir nahestehende Mensch schon einige Zeit gestorben war, hatte ich einmal auf dem Telefonbeantworter eine Nachricht von ihr:
"Hallo Hausfrau Hanna! Soeben habe ich im Radio 'Lili Marleen' gehört und mich dabei an V. erinnert, der das Lied so häufig gesungen hat bei uns. Ich habe an ihn gedacht und mich von Herzen gefreut."
Am Anfang erschien mir die Situation wie ein Alptraum.
Der Lärm und das Gewirr der vielen unbekannten Menschen, ihr ununterbrochenes Geschlurfe und Hin- und Hergehen im endlosen Gang, das Angestarrtwerden, der stechende Geruch nach Körperausscheidungen. Ich hätte aufgegeben und wäre weggeblieben, weil ich diese Welt nicht ertrug. Und damit hätte ich die Beziehung zu einem nahestehenden Menschen, der dort die letzten Lebensmonate verbrachte, verloren.
Zwei Momente sind es, die mir in klarer Erinnerung bleiben werden.
Ich sehe sie mit einem der Patienten, einem ganz lieben, alten Mann auf
dem Sofa sitzen und ihm den Puls fühlen. "Nomoll!", sagte er.
Und sie tat es nochmals und nochmals. Freundlich, gelassen und
selbstverständlich.
In der anderen Situation trippelte eine dicke
Frau provokativ durch den langen Gang mit heruntergelassener
Hose. Eine Pflegerin bat sie, damit aufzuhören. Beleidigungen und
schmutzige Schimpfwörter waren die Antwort. Sie kam dazu. Und mit
einer wie zufällig erscheinenden Geste und ein paar Worten beruhigte sie
die ausfällige Frau, und diese zog die Hose widerspruchslos hoch. Mit der Zeit und über die Monate kannte ich alle Menschen auf der Abteilung, und sie wuchsen mir ans Herz. Und manchmal, wenn ich mich nach einem Besuch wieder in der Aussenwelt befand und dort auf den Zug wartete, war ich mir für einen Moment unsicher, ob ich in der Welt der Verrückten oder der Normalen war.
Als der mir nahestehende Mensch schon einige Zeit gestorben war, hatte ich einmal auf dem Telefonbeantworter eine Nachricht von ihr:
"Hallo Hausfrau Hanna! Soeben habe ich im Radio 'Lili Marleen' gehört und mich dabei an V. erinnert, der das Lied so häufig gesungen hat bei uns. Ich habe an ihn gedacht und mich von Herzen gefreut."
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