Der Regiozug um halb zwei Uhr nachmittags ist brechend voll.
Der Sitzplatz mir gegenüber wäre eigentlich frei, wenn er nicht belegt wäre mit einer Lederjacke und einer Mappe. Deren Besitzer hat die Augen geschlossen. Feierabend.
Kurz vor Abfahrt kommt ein ca. 16-jähriger, schwarzgekleideter Junge durch den Gang und bleibt bei unserem Abteil stehen. Der Hosenspickel hängt ihm fast bis zu den Knien hinunter. Unter der geöffneten schwarzen Jacke trägt er ein T-Shirt mit einem grinsenden Totenkopf. Die Baseballmütze sitzt schräg auf dem Kopf, darunter hat er ein Augenbrauenpiercing. Vier von fünf Fingern sind geschmückt mit Ringen.
Und dann geschieht etwas, womit ich nicht gerechnet habe.
"Ist hier noch frei?", fragt der Junge leise und höflich. Der dösende Mann bewegt sich, nimmt Jacke und Mappe zu sich auf den Schoss, und der Junge setzt sich auf den freigewordenen Platz.
"Danke!", sagt er.
Tochter Zap ist ähnlich (nicht ganz so) schräg unterwegs wie dein gepiercter Totenköpfler. Sie erlebt parktisch jeden Tag, wie sich die Leute total wundern, wenn sie sich nicht so verhält, wie man es von ihrem Aussehen her erwarte würde - und sie sagt, es kommt gerade deshalb zu absolut tollen Begegnungen mit Menschen, die sonst vielleicht nicht miteinander sprechen würden.
AntwortenLöschenJa, liebe Frau Zappadong,
AntwortenLöschenweil völlig unerwartet, war das für mich ein richtiger Aufsteller :) :) :)
Grüssen Sie Zap herzlich von mir - vielleicht treffen wir uns zufällig irgendwann und irgendwo unterwegs im Zug. Und haben einen guten Schwatz zusammen.