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09.03.2016

Mein Idol von 1968!


Letzte Woche in Sils Maria im Oberengadin.
Staunend stehe ich vor einem Hotel und betrachte ein Sgraffito:



Ich gehe näher und lese diesen Namen:


Der Name startet einen Film in meinem Hirn. Mit Bildern von dichtem Schneegestöber, Nebel und vorbeihuschenden Skifahrern...
Es war an den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble, den ersten, die ich bewusst und als Fan miterlebte.
Und das seinetwegen: Dumeng Giovanoli.
Wir hatten damals noch keinen Fernsehapparat. Aber Tante Martheli besass einen, nicht irgend einen, sondern den ersten Farbfernseher im Dorf!
Ich durfte an diesem Samstag das olympische Slalomrennen bei ihr in der Stube schauen.
Damals war der Dominator des alpinen Skisports ein Franzose: Jean-Claude Killy.
Und den mochten wir nicht. Weil er im Vorfeld der Spiele arrogant verkündete hatte, er werde alle drei Goldmedaillen gewinnen. Abfahrt. Riesenslalom. Und Slalom.
Wir fünfzehnjährigen Teenager standen geschlossen hinter dem stillen, bescheidenen Schweizer aus Sils Maria, der vor den Spielen einige wichtige Rennen gewonnen hatte und zu einem brandgefährlichen Favoriten geworden war.
Es kam, wie es kam.
Killy gewann die Abfahrt.
Dann den Riesenslalom.
Aber noch blieb der Slalom. Wir gaben unserer Hoffnung reimend Ausdruck und skandierten enthusiastisch im Chor:


"Killy rinnt - Giovanoli gewinnt!"


Ich mache es kurz.
Den Slalom im undurchsichtigen Nebelgeschehen gewann Karl Schranz aus Oesterreich.
Den Zweiten habe ich vergessen.
Dritter wurde Jean Claude Killy, immerhin hatte er nicht gewonnen. Und erst auf dem 6.Platz war unser Dumeng.
Ich war so enttäuscht, dass ich das Rennen nicht fertig schaute und nach Hause ging.
Deshalb vernahm ich erst viel später,  dass Karl Schranz wegen eines Torfehlers disqualifiziert worden war. Wie übrigens auch der Zweitplatzierte.
Killy hatte es geschafft! Und seine dritte Goldmedaille gewonnen.
Am Montag gab es in der Schule nur e i n Thema und das war Killys unverdienter dritter Sieg: "Das war doch Schiebung!"
Das Ende dieser dramatischen Skigeschichte war ein undankbarer 4.Platz für Dumeng Giovanoli.
Und ein Brief, den ich ihm schrieb und in dem ich ihm meine Empörung mitteilte.
Als Gegenleistung bekam ich ein Autogramm mit Unterschrift von ihm...



PS. Dies meine Gedanken vor Dumeng Giovanolis Hotel in Sils Maria. Ihn selbst habe ich (leider!) nicht gesehen.

PPS. Ich hätte ihn sonst um ein Selfie mit uns zwei gebeten... ;)
.

8 Kommentare:

  1. Hach, ist das eine schöne Geschichte. Und Sie haben noch so gestochen scharfe Erinnerungsbilder an die damalige Zeit, darum beneide ich Sie. Bei mir ist nicht mehr viel Klares vorhanden.

    Ihnen einen frohen Tag, hier höre ich schon die ersten Vögel pfeifen...

    Herzlichen Gruss,
    Frau Quer

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  2. Ach und das Selfie hätten Sie uns dann sicher gezeigt, oder?
    Liebe Hausfrau Hanna
    Habe mich sehr amüsiert an ihren Souvenirs!
    Herzlich Madame S.
    Die gerade ein Käffeli schlürft...

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  3. HalloHausfrauHanna
    Schade, hätte ich doch zu gern ein Selfie mit Dumeng G. und Hausfrau Hanna geshehen;-)!
    Giovanoli war ja Ende der Sechzigerjahre einer der weltbesten Slalomläufer und tänzelte förmlich um die Stangen herum. Er war auch mein Vorbild und so viel schlechter fuhr ich Oberländer Gieu auch nicht.

    Gruss vom Pesche

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  4. Liebe Hausfrau Hanna, es passt zwar überhaupt nicht hierher, aber ich finde keine andere Kontaktmöglichkeit und brauche doch deine Hilfe. Was für ein Lied singen diese Kinder?

    http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/internet-hit-kinder-ruehren-mit-spontanem-konzert-14117089.html

    Gerührtes Grüßle!

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  5. Das muss wohl,
    liebe Frau Quersatzein,
    an der Oberengadiner Luft gelegen haben... ;)
    Oder an Dumeng Giovanoli... ;)
    Plötzlich löste sich der alles überdeckende, vergilbte Schleier auf, und es kamen klare Erinnerungen an die damalige Zeit!
    Nichts geht verloren...

    Herzlichen Gruss unter der Hochnebeldecke durch zu Ihnen
    Hausfrau Hanna

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  6. Selbstverständlich,
    ma chère Madame S.,
    hätte ich das Selfie gezeigt!
    Mit leicht abgewandtem oder gedrehtem Kopf allerdings ;)

    Au plaisir!
    Herzlichen Gruss zu Ihnen und den süssen, kleinen Lämmchen
    Hausfrau Hanna


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  7. Das glaube ich dir aufs Wort,
    lieber Pesche,
    als Bergler (mit Eiger, Mönch und Jungfrau als Kulisse!) warst du ja auch privilegiert.
    Wir Unterländer hingegen hatten vergleichbar nur 'Hügel' fürs Skifahren...;)

    Herzlich Hausfrau Hanna

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  8. Die Hilfe naht,
    liebe Anhora,
    bis gleich! Im heutigen Beitrag :)

    Herzlich Hausfrau Hanna

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