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02 April 2024

Zwischen zwei Haltestellen (171)

 Im 16er-Tram, 
das gut zehn Minuten braucht, 
um durchs langgezogene Gundeldingerquartier auf das Bruderholz zu fahren.
An der Haltestelle beim Bahnhof steigt eine Familie ein:
Mama, Papa und ihr etwa dreijähriger Junge.
Die Mama setzt sich allein auf einen Doppelsitz.
Der Papa und der Junge teilen sich einen Sitz,
bei dem sich eine senkrechte, bis an die Decke reichende Wagenstange befindet.
Der lebhafte Junge fasst sie mit beiden Händen und
 rutscht in Windeseile hinunter.
Der Vater hält ihn vorsichtshalber.
Einmal ist dem Jungen jedoch nicht genug.
Das Spiel beginnt von Neuem. 
Nun kommt der Hochdeutsch sprechende Papa seinen Erziehungspflichten nach:
"Phili, hör auf, das ist zu gefährlich!" 
Der Junge macht weiter, immer weiter.
Während der Papa ihn hält und gleichzeitig mahnt:
"Phili, hör auf!"
Nun steigt der Junge mit den Schuhen auf den Sitz.
"Phili, das macht man nicht!"
Der Junge macht weiter.
"Phili, wir sind hier im Tram.
Es hat noch andere Leute hier, und die fühlen sich gestört!"
Nun wird der Papa eindeutig und droht:
"Phili, ich benachrichtige jetzt die Polizei. 
Die wartet auf dich und füllt einen Strafzettel aus.
Dann musst du zuhause dein Sparschweinchen leeren!"
Der Junge bleibt völlig unbeeindruckt.
Und der Papa redet weiter und weiter...


PS.  Mir reicht es. Ich stehe auf und setze mich bis zur Endstation auf einen Sitz mit viel Abstand zu Papa und Phili.
PPS. Philis Mama schweigt die ganze Zeit über und mischt sich nicht ein. 
PPPS. Es ist wohl ihr freier Tag. Und Papas Pflichttag... 



8 Kommentare:

  1. Das sind genau die Erziehungsmassnahmen, liebe Hausfrau Hanna, die ich unmöglich finde und mich darüber ärgere. Und dennoch kann man solches oder ähnliches Verhalten fast überall im öffentlichen Raum feststellen. Na, dann viel Glück für die Zukunft den beiden Eltern des ermahnungsresistenten Phili.
    Und ich kann gut verstehen, dass Sie den Platz wechseln mussten, um nicht herauszuplatzen mit Ihrer Meinung. :--)
    Einen lieben Gruss,
    Frau Quersatzein

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    1. Ich habe,
      liebe Frau Quersatzein,
      ebenfalls meine liebe Mühe mit solchen Eltern, die Kinder entweder alles freibestimmt machen lassen. Oder sie ununterbrochen beschwatzen (und Drohungen aussprechen!) ohne jedoch eindeutig und klar eine Regel durchzusetzen.
      Ich seufze. Und seufze gleich nochmals, weil der Kleine eigentlich ein munterer, aufgeweckter Bub war...
      Einen lieben Gruss zurück ans Sie
      Hausfrau Hanna (von Zuhause)

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  2. Ich habe solche Situationen sehr häufig auch im beruflichen Kontext erlebt. Nach vielen Jahren war Schluss damit, meiner Geduld waren inzwischen arge Grenzen gesetzt: Es waren Eltern, die ich oft kopfschüttelnd hinterfragt habe, Kinder zeigen nur auf, was nicht richtig läuft. Eltern habe ich häufig als überfordert oder leider auch als gleichgültig erlebt.
    Leider erlebe ich allerdings mitunter auch im öffentlichen Raum gewaltvolle Szenen, die noch viel Schlimmeres erahnen lassen, wenn Eltern mit ihren Kindern unbeobachtet sind. Da ist es dann tatsächlich an der Zeit, die Polizei einzuschalten.
    Nachdenkliche Grüße, C Stern

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    1. Ich pflichte dir,
      liebe C Stern,
      voll und ganz zu. Zudem gibt es auch noch jene Eltern, die ihre Kinder dauernd fördern und das auch von den LehrerInnen erwarten und verlangen. Schule geben und unterrichten ist heute sehr anspruchsvoll.
      Meint die ehemalige Lehrerin und schickt dir einen nachdenklichen Gruss zurück
      Hausfrau Hanna

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  3. ich glaube fast, ich hätte etwas gesagt, vielleicht auch den jungen angesprochen und abgelenkt. deine beobachtung ist leider häufiger, als hätten sich die eltern aus der erziehung verabschiedet. wie war das: konsequente freundlichkeit und freundliche konsequenz, nicht neue lügen aus unfähigkeit, etwas zu verlangen.

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    1. Vielleicht,
      liebe Roswitha,
      hat mein wortloses, schweigendes Aufstehen und den Platz Wechseln auch eine 'Botschaft' vermittelt...
      Einen lieben Gruss von mir zu dir
      Hausfrau Hanna

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    2. da hast du recht, stimmt. zustimmenden gruß, roswitha

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