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08 September 2017

Zwischen zwei Haltestellen (101)


Im Schnellzug nach Basel.
Der Wagen, in den ich einsteige, ist praktisch leer.
Da es sehr ruhig ist, verstehe ich jedes Wort des angeregten Gesprächs der beiden Frauen im Abteil hinter mir.
Eine der Frauen erzählt in aller Ausführlichkeit von einem ehemaligen Verdingbuben, der im gleichen Haus wohne. Dieser sei im persönlichen Umgang sehr schwierig und vernachlässige zudem seine beiden Hunde, die mit ihrem Gebell und dem Verunreinigen ('Verschiffe') des Treppenhauses zu einem grossen Problem geworden seien.
Die zuhörende Frau nimmt Anteil und gibt die eine oder andere Empfehlung ab, was die Mitmieter unternehmen könnten.
Nun übernimmt sie und berichtet von einer Situation in ihrem Wohnhaus, in dem eine junge Familie das Problem war. Diese habe das ganze Treppenhaus mit Kinderwagen und alten, nicht mehr gebrauchten Möbeln voll gestellt. Ein freundlicher Brief aller Mieter habe dann eine einvernehmliche Lösung gebracht.
Nun werden Männer und Beziehungen zum Thema.
Die erste Frau, deren Stimme immer etwas leicht Jammerndes hat, sagt zu ihrem Gegenüber:
"Meine Freunde wollen mich verkuppeln. Aber ich will nicht!"
Ihr Gegenüber zeigt viel Verständnis und bringt dann ein Müsterchen von ihrem Exmann.
Dabei ahmt sie seinen St.Galler Dialekt nach und sagt entschieden:
"Nie wieder einen Städter! Nie wieder einen St.Galler!"
Sie erzählt dann von einem Buschauffeur, der stark nach Alkohol und Rauch gestunken habe und endet: "Ich könnte ein Buch schreiben!"



Ich sitze da, nicke zustimmend mit dem Kopf.
Niemand sieht mich ja...





14 Kommentare:

  1. Das Leben schreibt doch die tollsten Geschichten – sogar zwischen zwei Haltestellen (eine sehr schöne Rubrik übrigens).
    Herzlich Petra

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  2. Wer könnte das nicht, ein Buch schreiben. Und wer tut es alles. Viele auch überflüssigerweise. Wer weiß, was die Verlage so täglich für ganze Leben in den Müll geben. Könnten auch Perlen drin gewesen sein...
    Danke für die Belauschungsfreuden, das lese ich so gern!!
    Gruß aus dem Weinmacherdorf

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  3. Ihre guten Ohren sind Gold wert, liebe Hausfrau Hanna, obwohl mir als St. Galler Rheintalerin (also vom Land) die Verallgemeinerung der einen Frau, was die Städter und die St.Galler betrifft, einen Stich versetzte.
    Höchst spannend sind solche abgehörten Dialoge allemal. :-)

    Einen lieben Gruss
    nach Basel,
    Frau Quer

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  4. eigentlich - müsste Hausfrau Hanna einen band mit diesen herrlichen "zwischen zwei haltestellen" erlauschten geschichten herausgeben;-)))...
    herzliche grüße aus dem hannoverschen regen
    Sylvia

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  5. HalloUnterwegsfrauHanna
    Jedes Mal wenn ich eine deiner unterhaltsamen Geschichte lese, die du zwischen zwei Haltestellen erlebt hast, nehme ich mir vor wieder mehr mit dem ÖV zu fahren und das Auto zuhause zu lassen.
    Leider dauert das jeweils, bis hier eine Fortsetzung kommt und deshalb vergesse ich den guten Vorsatz immer.

    Gruss vom Pesche

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  6. Wozu braucht man Fernsehserien, wenn man so hübsche Geschichten live mitbekommen kann! :-)

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  7. Ich staune selbst immer wieder,
    liebe Petra,
    wie offen'herzig' und frei Menschen 'Zwischen den Haltestellen' ihre Alltagsgeschichten erzählen, was oft mindestens so spannend ist wie ein Kinofilm... :)

    Liebe Grüsse ins Wochenende
    Hausfrau Hanna

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  8. Das denke ich manchmal auch,
    liebe Frau S.,
    dass 'weniger mehr wäre' - auch beim Bücherschreiben.
    Ich selbst lasse meine Finder davon und blogge stattdessen weiter!

    Wir lesen uns :)
    Hausfrau Hanna

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  9. Pssssst,
    liebe Frau Quer,
    ich flüstere Ihnen nun etwas ins Ohr:
    Bei der Frau kamen auch der Stadtzürcher- und der Stadtbaslerdialekt nicht gut weg
    Aber das alles aufzulisten und zu schreiben hätte den Beitrag unnötig in die Länge
    gezogen... ;)

    In astreinem Baselbieterdialkt schicke ich Ihnen ä härzligä Gruess
    Hausfrau Hanna

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  10. Wie schon gesagt,
    liebe Sylvia,
    das mit dem 'Buch' wird nichts (auch wenn mir deine Empfehlung wie Honig den Hals hinunterläuft:))!

    Bestimmt jedoch wird es ab und zu wieder eine Lauschgeschichte hier im Blog geben...

    Soeben hat es auch hier zu regnen begonnen - liebe Grüsse
    Hausfrau Hanna

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  11. Alles klar,
    lieber Pesche,
    ich werde in kürzeren Abständen ÖV-Geschichten schreiben...;)

    Ein autofreies Wochenende wünscht dir
    Hausfrau Hanna

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  12. Vielleicht deshalb,
    liebe Anhora,
    schaue (und höre) ich mir im TV keine Serien an...
    Das Liveerlebnis bietet mehr ;)

    Lieben Gruss zu dir, der Heimkehrerin und Wandersfrau
    Hausfrau Hanna

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