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07 Februar 2011

Übersetzen ist eine Kunst


Frühlingshaft warm ist es.
Die Sonne strahlt am fast blauen Himmel. Eine Amsel sitzt auf dem noch unbepflanzten Balkonkistchen und versucht sich im Singen.
Und ich lese ausgerechnet einen nordischen Krimi!

Johan Theorin gehört zu meinen liebsten nordischen Autoren, verarbeitet er in seinen Krimis doch effektvoll alte Legenden und Spukgeschichten zu wunderbaren Schauerromanen.
Im Moment lese ich 'Nattfåk', den zweiten Band seiner auf Öland spielenden Krimireihe.
Ich lese ihn...  auf Schwedisch.
Die deutsche Übersetzung 'Nebelsturm' befindet sich daneben, hilft mir beim Verstehen und Abgleichen:



Ich bin beeindruckt, was Übersetzerinnen leisten (hier ist es Kerstin Schöps) und dabei fast ein eigenes Buch schreiben.
Theorin benützt bei direkten Reden meistens das Verb 'sagen' (säga).
Auf Schwedisch sieht das dann so aus: 'Han sa' (er sagte), 'hon sa' (sie sagte), 'de sa' (sie sagten).
In der deutschen Übersetzung hingegen wird je nach Sinn des Satzes ein anderes Verb verwendet.
Zum Beispiel 'Sie schlugen vor'. 'Er befahl, fragte, erklärte, gab zu, flüsterte'.
Oder auch 'Sie seufzte'.

Das fasziniert mich dermassen, dass ich mit Lesen nicht vom Fleck komme.
In der schwedischen Originalfassung bin ich auf Seite 45; auf Deutsch ist es immerhin die Seite 52.


PS. Und wenn ich in diesem gemächlichen Tempo weitermache, werde ich vermutlich in einem Jahr beim Schlusssatz angekommen sein:
'Det är vad vi alla kommer att vara en gång. Minnen och spöken.'
'Mehr werden auch wir eines Tages nicht sein. Geister und Erinnerung.'

4 Kommentare:

  1. Ui ... das ist für mich ein ziemlicher Eingriff in den Text. Unter Autoren wird nämlich immer wieder debattiert, ob man beim simplen "sagen" bleiben soll (Stephen King ist so ein "puristischer" Vertreter), oder ob man sich durch eine ganze Liste von Alternativverben schreibt. Das ist schon fast eine Autorenphilosophie.

    Anders sähe es aus, wenn es im Schwedischen die Wörter "schreien, brüllen, zischen, flüstern, krächzen" ect. nicht gäbe ... aber das ist es nicht, oder?

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  2. Natürlich gibt es diese von dir aufgeführten Verben alle auf Schwedisch,
    liebe Alice,
    und ich bin mir deshalb nicht sicher, ob es nur eine Eigenschaft Theorins ist, diese inflationäre 'säga' -Verwendung... Oder ob man grundsätzlich im Schwedischen 'puristischer', kürzer, knapper formuliert.
    Häufig braucht man auf Deutsch zwei Sätze, was auf Schwedisch in einem geht.
    Zum Glück bin ich nicht Übersetzerin;-)

    Herzlich Hausfrau Hanna

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  3. Nur mal so interessehalber: Welches Buch hat denn mehr Seiten? Spanisch z.B. oder Französisch kann bis zu 15% länger sein wie deutsch. Bei Schwedisch wüsst ichs jetzt gar net..

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  4. Das kann ich dir nicht schlüssig beantworten,
    liebe Anhora,
    denn das schwedische Original ist ein TB, die deutsche Übersetzung hingegen gebunden. Ich vermute jedoch, dass Deutsch länger ist, bzw. mehr Längen hat...;-)

    Herzlich Hausfrau Hanna

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