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03 November 2011

Ohne Dach

Ich wurde erst dann ganz erwachsen, 
als Vater und Mutter gestorben waren. 
Und das elterliche Dach über dem Kopf fehlte.
Als Heranwachsende ertrug ich den Vater manchmal nur schwer. 
Er mich wahrscheinlich auch.
Als er alt und dement wurde, sah ich in seinem Wesen die Liebenswürdigkeit, 
den Humor, die tiefe Zufriedenheit, mit der er über sich hinaus in die Weite sah:
 "Ich schaue gern gegen Osten zum Berg hin. Da geht die Sonne auf."
Das versöhnte mich mit allem, was war.
Heute vor zehn Jahren ist er gestorben.
Ich habe den Eindruck, als ob er mir zuwinke.
Heiter und verschmitzt lächelnd...


4 Kommentare:

  1. Meine Großmutter, die schon viele Jahre tot ist, war eine harte Frau. Manchmal schwer zu verstehen. In ihrer letzten Lebensphase aber kam wie ein Kind in ihr zum Vorschein, sie wurde weich, verspielt, liebenswürdig. So behalte ich sie in Erinnerung, und ich denke an Tagen wie heute, dass diese Seiten ihr Leben lang irgendwo gewesen sein müssen. Und wir habens nicht gesehn.

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  2. Ja, diese leichten, verspielten, weichen, träumerischen Seiten musste diese Generation (welche nicht?)verstecken, rigide Starre drüber- um zu überleben...
    Das ist sooo gut, diese Menschen auch anders sehen zu können, wenn auch manchmal leider nur im Nachhinein...
    Gruß von Sonja

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  3. 'Und wir habens nicht gesehn'.

    Ja,
    liebe Anhora,
    ein tiefes, beistimmendes Ja! Und sie haben diese Seiten nicht gezeigt, oder zu wenig zeigen können...

    Herzlich grüsst dich
    Hausfrau Hanna

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  4. Und manchmal,
    liebe Frau Wildgans,
    bekommt man (so wie ich) die Chance, diese anderen Seiten rechtzeitig zu sehen und sich von ihnen berühren zu lassen.


    Herzlich Hausfrau Hanna

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