Dieses Blog durchsuchen

22 Oktober 2020

Zwischen zwei Haltestellen (128)

Gestern im halbleeren Tram.
Ein Mann mit grauem Mehrtagebart und
einer grauen Wollmütze auf dem Kopf steigt ein.
Er trägt keine Schutzmaske.
"Haben Sie etwa keine Maske bei sich?" frage ich ihn.
"Meine kaputt!" antwortet er fröhlich.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schnell und leicht 
die Bändel abreissen können beim Nesteln und Umbinden. 
Deshalb habe ich immer einige Reservemasken bei mir.
Ob er eine von mir wolle, frage ich den Mann.
Er strahlt mich verschmitzt an und nickt.
Ich nehme den kleinen Plastikbeutel aus dem Rucksack,
ergreife mit spitzem Zeigefinger und Daumen einen der weissen Bändel 
und strecke die schwebende Maske dem Mann hin.
Er bindet sie sich sofort um, wenn auch falsch.
Ich zeige und erkläre ihm, wie es sein muss.
Als seine Maske sitzt, strecken wir beide den rechten Daumen hoch.
An einer der nächsten Haltestellen steige ich aus.
Erst jetzt und leider viel zu spät kommt mir in den Sinn,
dass ich dem Mann mit den pfiffigen Augen
die ganze Maskenreserve hätte geben können...



 

8 Kommentare:

  1. ganz wunderbar!!!! das nächste mal dann...
    danke für die schöne geschichte, sie macht freude.
    lieber gruß
    Sylvia
    p.s. am Maschsee wirds immer goldengelber;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. So mache ich es,
      liebe Sylvia,
      beim nächsten Mal denke ich daran! :)

      Am Rhein ist es heute grau und regnerisch, was jedoch nicht weiter schlimm ist...
      Lesen, lesen, lesen! :)

      Lieben Gruss an den goldgelben Maschsee
      Hausfrau Hanna

      Löschen
  2. Wie nett! Ihre Tramgeschichten sind immer spannend und erheiternd, liebe Hausfrau Hanna.
    Herzlichen Gruss in die coronabedingt wieder schwieriger werdende Zeit.
    Eben hat Deutschland die ganze Schweiz als Risikogebiet eingestuft.
    Das ist natürlich besonders für die Tourismusgebiete ein herber Rückschlag.
    Ihnen einen entspannten Tag und herzlichen Gruss,
    Frau Quer

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das habe ich,
      liebe Frau Quer,
      ebenfalls gelesen, und es hat sich eigenartig angefühlt, als Risikogebiet eingestuft und bezeichnet zu werden...
      Zum Glück gibt es auch Frohes und Erheiterndes. Wie die Episode im Tram mit dem gebrochen Deutsch sprechenden Mann. Den werde ich wohl nicht so schnell vergessen :)

      Auch Ihnen einen entspannten Tag, hier ist Lesen angesagt!
      Hausfrau Hanna

      Löschen
  3. So nett!!! Wie umsichtig von Ihnen, liebe Hausfrau Hanna, gleich Masken auf Reserve dabei zu haben und so freigiebig weiterzureichen. Ganz und gar nachahmenswert,
    findet Petra

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Umsicht,
      liebe Petra,
      ist wohl die beste Eigenschaft in dieser merkwürdigen Zeit.
      Und diese 'stille Reserve' ist seit der Maskenpflicht dabei.
      Und manchmal wird dann auch eine weitergereicht...

      Lieben Gruss nach Bad Salzuflen
      Hausfrau Hanna


      Löschen
  4. es freut mich wie unkompliziert der mann auch reagiert hat, daumen hoch! in einem anderen blog las ich eben von einer jungen frau, die einen marienkäfer nach draussen fliegen ließ. zweimal tram zur freude!
    lieben gruß, roswitha

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Der Mann,
      liebe Roswitha,
      hat es mir angetan in seiner pfiffig-verschmitzten Art. Aber auch die Begebenheit mit der jungen Frau, di du erwähnst, stimmt froh :)

      Lieben Gruss
      Hausfrau Hanna

      Löschen