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26 Mai 2020

Silentium oder bitte Ruhe!



Es war vor vielen Jahren.
Ich hatte mit meiner damaligen Klasse
(lebhaften sieben- und achtjährigen Mädchen und Buben)
abgemacht am Nachmittag bei der Dorfkirche.
Das schien mir der geeignete Treffpunkt zu sein
für die Monatswanderung durch den Wald zum Talweiher.
Als ich bei der Kirche ankam, traf mich beinahe der Schlag.
Die Kinder warteten nicht etwa brav, 
wie ich selbstverständlich angenommen hatte, 
auf dem Platz vor der Kirche -
sondern rannten auf dem Friedhof umher.
Sie machten Fangis um die Grabsteine herum.
Quietschten und schrien vor Lebensfreude.
Ich pfiff die Kinder zu mir.
Und erklärte ihnen, dass sie das nicht hätten tun sollen.
Ein Friedhof sei kein Spielplatz, sondern ein Ort der Ruhe.
Da sagte eines der Mädchen etwas, 
an das ich mich bis heute glasklar erinnere:
"Aber diä do (meint damit die Toten) chönne öis doch nümm ghöre."



PS. Die Geschichte kam mir unlängst wieder in den Sinn, als ich im Friedhof oben auf dem Hügel auf einer Bank sass und sinnierte...




12 Kommentare:

  1. Einfach wunderbar, wie entwaffnend die Logik von Kindern sein kann.
    Etwas Ähnliches kann ich auch dazu berichten. Als vor vielen Jahren meine Mutter mit unserem Sohn, also ihrem Enkel, den früh verstorbenen Grossvater, den der Kleine zuvor noch kennenlernen durfte, auf dem Friedhof besuchte, schrie der Junge am Schluss ganz laut: "Tschau, Grossdäti!" Auf die erschrockene Frage der Oma, weshalb er denn so schreie, gab er zur Antwort, das müsse er doch tun, damit ihn der Grosspapa da unten hören könne...
    Tja, Kinder haben ganz genaue Vorstellungen. :--)
    Ihnen einen lieben Dank und schöne Grüsse,
    Frau Quer

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    1. Ja,
      liebe Frau Quer,
      so frei, offen, unverstellt und lebensfroh sind Kinder!
      Ich glaube, der Grossdäti hätte sich von Herzen gefreut über den Abschiedsgruss seines Enkels.
      Kennt Ihr Sohn diese Geschichte? :)

      Lieben Gruss in den Maitag
      Hausfrau Hanna

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    2. Das weiss ich nicht. Ich muss ihn mal fragen. :--)

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    3. Oh ja,
      liebe Frau Quer,
      fragen Sie Ihren Sohn, und frischen Sie die Erinnerung auf :)
      Ich bin gespannt!

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  2. Wo sie recht hat, hat sie recht!
    Und die Lebenslust von Kindern, liebe Hausfrau Hanna, würde sicher sogar die Toten erfreuen.
    Hinzu kommt, dass manche Friedhöfe so schön sind wie Parks, da kann man das mit der Ruhe schon mal vergessen.
    Mit einem Schmunzeln
    Petra

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    1. Oh ja,
      liebe Petra,
      sie hatte recht, die knapp achtjährige Alexandra, mit ihrer unvoreingenommenen Art.
      Aber meine erwachsene Sicht war ebenfalls richtig...

      Schmunzelnd und nickend schicke ich dir einen lieben Gruss
      Hausfrau Hanna

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  3. Auch in der Trauer wäre mit lustiges Spiel von Kindern lieber als böse Blicke wegen unpassendem Verhaltens. Das Leben geht mit der Trauer weiter, in mir die Trauer und um mich lebendige Kinder. Aber ich kann verstehen, dass du die Kinder belehren musstest, viele kennen kaum noch einen Friedhof.
    Gruß Roswitha

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    1. Ja,
      liebe Roswitha,
      unpassendes Verhalten an einem solchen Ort (und das im Dorf) hätte zu solchen Blicken oder andern Reaktionen führen können.

      Ich glaube, ich habe es ganz gut gemacht. Und beide Seiten, Kinder und Lehrerin, haben etwas gelernt...

      Lieben Gruss
      Hausfrau Hanna

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  4. Ich war diese Woche auf einer Beerdigung. Bevor die Zeremonie begann,arbeitete ein Bagger ganz in der Nähe. Nun, die Toten hören das ja nicht mehr - aber die Lebenden, die traurig sind. Zum Glück wurde das Gerät dann abgestellt.
    Kinder hätten die Trauer der Anwesenden sicher in ein anderes Licht setzen können. Ein Bagger aber sicher nicht.

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  5. Trauer,
    liebe Anhora,
    benötigt einen Raum der Ruhe. Und ein Bagger (!) ist eine massive Störung.
    Zum Glück für euch wurde er abgestellt.

    Hab einen guten Tag, liebes Grüssle über die Grenze
    Hausfrau Hanna


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  6. stimmt ja auch:-)))). kinder sind da ganz pragmatisch. eines fragte mich mal: Sylvia, wenn ich tot bin, kann ich dann eigentlich nicht mehr pupsen?
    aber davon abgesehen, ja, ich hätt ihnen auch was erzählt. ganz leise...
    liebe maschseegruße
    Sylvia

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    1. Kinder,
      liebe Sylvia,
      sind so frei und offen und stellen sich ganz realistisch vor, wie es ist, tot zu sein. Herrlich, das mit dem Pupsen! :)

      Liebe Rheingrüsse
      Hausfrau Hanna

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